Am 22. 7. fand unter diesem Titel als Videokonferenz die dritte Runde der auf fünf Debatten geplanten Veranstaltungsreihe des Lateinamerika-Forums Berlin (LAF) in Kooperation mit der Friedrich Ebert Stiftung (FES) statt. Der Moderator Reiner Radermacher skizzierte zu Beginn die Absicht und den Fokus dieser Veranstaltung, in der – wie bei den beiden ersten Terminen – Repräsentant:innen und Repräsentanten aus verschiedenen Ländern Lateinamerikas ihre praktischen Erfahrungen und Vorhaben ihrer Gewerkschaftsorganisationen darstellen, während in den letzten beiden Konferenzen die Praxis und Bedeutung sozialer Bewegungen im Zentrum stehen werden.
Die aktuellen politischen, ökonomischen und sozialen Entwicklungen in der Region – verschärft jetzt noch durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie – haben in fast allen Ländern des Kontinents die ohnehin prekären Lebensbedingungen der breiten Mehrheiten der Bevölkerung erheblich verschlechtert. Die Einschränkungen demokratischer Grundrechte machen den Kampf von Gewerkschaften und sozialen Protestbewegungen daher umso wichtiger. Zugleich aber zeigen die Auseinandersetzungen, dass es „Trotz alledem“ vielfältige neue Erfahrungen und innovative Ansätze gibt, die die Vitalität und die Fähigkeit der Gewerkschaften belegen, auf die Herausforderungen zu reagieren, die durch Globalisierung und technologischen Wandel, durch rechts-populistische Regierungen und neoliberale Politiken sowie durch neue Kommunikationsformen (z.B. soziale Medien) die Rahmenbedingungen von Arbeitsprozessen und auch des gesellschaftlichen Alltags radikal verändert haben.
Diese Vitalität und die Perspektiven der gewerkschaftlichen Organisationen vorzustellen, ist das Ziel dieser Veranstaltungsreihe. Dabei bilden die vorgestellten Erfahrungen dieser dritten Konferenz bereits eine Art Brücke zu den nächsten beiden Diskussionen über soziale Bewegungen, weil deren solidarische Kooperation auch für die gewerkschaftlichen Reformprozesse von Bedeutung sind.
Deutlich wird das exemplarisch in den Erfahrungen des brasilianischen Gewerkschaftsdachverbandes CUT, die Rosana Silva, langjähriges Mitglied des CUT-Vorstandes, Jugendsekretärin, und Verantwortliche für Gewerkschaftspolitik und jetzt verantwortlich für die Frauen und Genderpolitik des Verbandes, schilderte. Die CUT ist heute die wichtigste und größte Organisation der abhängig Beschäftigten in Brasilien. Seit ihrer Gründung 1983 vertritt sie entschieden die Autonomie der Gewerkschaftsorganisation und hat zudem von Beginn an der Rolle der Frauen besondere Beachtung geschenkt.
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Bericht #3 Trotz alledem: Gewerkschaften und Soziale Bewegungen in Lateinamerika
von Alberto Koschützke
Foto Credits: Ato contra desmonte INSS 14.02.2020, Roberto Parizotti, Brasilien