Aktive berichten
Kristin Bergen (Stv. Vorsitzende LAF Berlin e.V.)
Vor etwas mehr als 5 Jahren besuchte ich noch regelmäßig diesen Seminarraum, in dem wir heute Abend gemeinsam sitzen – das letzte Mal Anfang 2019. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch Bachelorstudierende am LAI der Freien Universität Berlin und hegte den Wunsch, neben dem Studium und der Theorie, meine durch Reisen und durch persönliche Erfahrungen, gewonnene Verbundenheit zu Lateinamerika auch praktisch zu manifestieren und mich aktivistisch zu engagieren.
Erster Kontakt mit dem LAF. Ende 2017 betrat ich zum ersten Mal die Veranstaltungsräume des LAF in der Bismarckstraße – viele von Euch werden sich erinnern. Ich kam ohne große Erwartungen…und ich ging beeindruckt von den unterschiedlichen Perspektiven und dem Austausch. Und so beschloss ich: Hier möchte ich mich engagieren!
Seit 2018 bin ich Präsidiumsmitglied und seither bot mir das LAF einen Ort des Austauschs, ein spannendes Team und die Möglichkeit, mich in verschiedenen Bereichen wie unter anderem der Veranstaltungsorganisation, der Betreuung von Praktikant:innen, der Koordination von Ehrenamtlichen und der Öffentlichkeitsarbeit einzubringen und vor allem politisch zu engagieren.
Ich sprach gerade von dem Team. Wenn man mich fragen würde: Was schätzt Du besonders an der Arbeit beim LAF Berlin?
Ganz klar: An erster Stelle die Arbeit in unserem interkulturelle und generationsübergreifenden Team! Denn Teamarbeit ist ein zentraler Bestandteil unserer Organisationsform und die unterschiedlichen Perspektiven der Teammitglieder sind es, die den Austausch so fruchtbar machen. Wir lernen im Laufe unserer Arbeit sehr. viel – und das insbesondere voneinander. Bei uns trifft das Sprichwort „Teamwork makes the dream work“ zu.
Wir arbeiten transnational mit unterschiedlichen Organisationen und unseren Panelist:innen in den verschiedenen Ländern – auch das bereitet mir besonders viel Spaß. Die Entwicklungen seit dem Ausbruch der Pandemie brachten – wie wir alle wissen – sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Bei uns hat es einen kreativen Prozess ausgelöst: Wir durften unsere Veranstaltung in ein neues Setting bringen – nämlich das virtuelle. Und auch die Teamarbeit wurde in diesen virtuellen Rahmen verschoben, was wir bisher sehr gut meistern konnten.
Die Kommunikation nach außen, erhielt mit Ausbruch der Pandemie einen neuen Aufschwung . Wir haben unsere Website erneuert, neue Formate eingeführt, zu Beginn der Pandemie unter anderem ein Projekt „Mosaico de Vo[c/z]es“ zu den Entwicklungen in den verschiedenen Ländern Lateinamerikas durchgeführt und auch intern durften wir uns an die virtuelle Zusammenarbeit herantasten – das funktioniert soweit sehr gut: Als ich heute mit ehemaligen Praktikantinnen und nun Aktiven sprach, fühlte sich dies an, als ob wir uns schon in persona sahen und wir rätselten kurz, ob dies der Fall war oder nicht. Gelegentliche physische Zusammenkünfte sind wichtig, keine Frage, aber auch virtuelle Teamarbeit kann gelingen, wenn wir Präsenz zeigen, menschlich bleiben und zwischenmenschliche Nähe aufbauen.
Die seit 2020 stattfindenden Onlineveranstaltungen bieten für unsere Arbeit natürlich den Vorteil, direkt mit Personen aus Lateinamerika vor Ort über die Themen sprechen zu können, ihnen eine Plattform zu bieten und so den Austausch bzw. die Brücke zwischen Lateinamerika und Deutschland noch breiter aufzustellen. Wir möchten mit den Menschen und nicht über sie sprechen, was ich persönlich für ganz wichtig halte.
Mit unseren virtuellen Veranstaltungen konnten wir ebenso ein breiteres und diverses Publikum erreichen – sogar international..
Seit dem bereits erwähnten Umstrukturierungsprozess, an dem ich mit anderen Kolleg:innen aktiv beteiligt war, leite ich gemeinsam mit Maddalena Aganetti die Arbeitsgruppe Kommunikation und Technik. Diese ist zum einen für den reibungslosen Ablauf unserer Onlineveranstaltungen auf technischer Ebene und die virtuelle Zusammenarbeit des Teams zuständig.
Zum anderen gestaltet die AG unsere interne Kommunikation wie auch die gesamte Öffentlichkeitsarbeit von der Website über den Newsletter und unsere Social Media Kanäle (Instagram, Facebook und viele mehr).
Die Arbeit in der AG bietet mir die Möglichkeit, mich inhaltlich sowie kreativ auszuleben. Wer Interesse an diesen Themengebieten hat, ist herzlich dazu eingeladen Teil des Teams zu werden – es lohnt sich!
Vielen Dank! Muchas gracias, obrigada!
Daniel Kempken (Präsidiumsmitglied LAF Berlin e.V.)
Mein Name ist Daniel Kempken. Ich bin freier Berater für Rechtsstaatsförderung und Korruptionsbekämpfung.
In Lateinamerika habe ich 12 Jahre lang gearbeitet, in der Entwicklungszusammenarbeit und an deutschen Botschaften, in Ecuador, in Chile und in Honduras.
Als Jurist bin ich den Justizthemen sehr verbunden. Ich habe aber auch Reiseführer über Ecuador, Uruguay und Honduras geschrieben, und Kurzgeschichten, die in lateinamerikanischen Ländern spielen.
Seit etlichen Jahren bin ich Mitglied des Lateinamerika-Forums, seit einem Jahr in unserem Präsidium. Ich bin immer sehr gerne zu den Live-Veranstaltungen gekommen. Dabei habe ich immer sehr viel dazu gelernt. Die Veranstaltungen des Lateinamerika-Forums haben ein sehr breites Themenspektrum, sind mit guten Fachleuten besetzt und oft sehr aktuell. So machen wir regelmäßig Veranstaltungen zu Wahlen in lateinamerikanischen Ländern.
Bereits im Jahr 2018 haben wir eine Veranstaltung zu dem heute brandaktuellen Thema des Engagements der Volksrepublik China in Lateinamerika gemacht.
2020 wurde dann alles etwas anders. Die Covid-19-Pandemie schien zunächst ein herber Rückschlag für uns zu sein. Wir konnten unsere Live-Veranstaltungen nicht mehr durchführen und uns nicht mehr treffen. Doch das Ganze hatte eine positive Nebenwirkung.
Wir haben gelernt, virtuelle Veranstaltungen zu organisieren. Das hat uns eine viel größere Breitenwirksamkeit gegeben. Durch die virtuellen Veranstaltungen ist es uns gelungen, viel mehr Referentinnen und Referenten aus Lateinamerika zu gewinnen.
Das hat das Niveau unserer Events noch einmal erhöht. Aus meiner Sicht ist es wichtig, nicht nur über Lateinamerika zu sprechen, sondern vor allem auch mit Menschen aus Lateinamerika.
Ich freue mich sehr, dass wir uns u.a. auch meinen Herzensthemen Rechtsstaat und Antikorruption widmen, weil ich fest davon überzeugt bin, dass sie unabdingbare Voraussetzungen für ein gedeihliches Zusammenleben und für nachhaltige Entwicklung sind.
Lateinamerika genießt in der deutschen Öffentlichkeit nicht so viel Interesse, wie es eigentlich verdient. Dabei haben wir tatsächlich sehr viele kulturelle und weltanschauliche Gemeinsamkeiten, vielleicht mehr als mit afrikanischen oder asiatischen Ländern.
Das Lateinamerika-Forum bringt uns allen Lateinamerika näher und lässt uns diese Gemeinsamkeiten besser erfahren – das finde ich sehr schön. Deshalb arbeite so gerne im Lateinamerika-Forum mit. Es ist sehr gut, dass es unser Lateinamerika-Forum gibt; wenn es nicht existierte, müssten wir es erfinden.
Maria Ángela Torres-Kremers (Präsidiumsmitglied LAF Berlin e.V.)
Ich bin María Angela Torres-Kremers, Kolumbianerin, aus Bogotá, Umweltjournalistin seit ungefähr 37 Jahre. Ich studierte und promovierte in Bayern an der KU-Eichstätt-Ingolstadt in Kommunikationswissenschaften, Internationale Politik und Geschichte Lateinamerikas. Seit 4 Jahren bin ich Mitglied und seit 1 Jahr Präsidiumsmitglied.
Ich befasse mich mit dem Themenkomplex ‚Umwelt, Lateinamerika und Karibik‘. Eine echte Herausforderung bezogen auf die vielen Einzelthemen, die am Ende auch zusammengeführt werden müssen.
Dies ist für mich nicht nur Thema, sondern auch Teil meines Lebens, meiner Meinung und Überzeugung.
Mit der Gründung meiner digitalen Zeitschrift YARUMO Internacional (2012), fand ich hier in Berlin und Europa den Weg, mich besser mit der Sicht von Deutschen und Europäern über Lateinamerika auseinanderzusetzen.
Wichtig ist für uns, über die Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen die Umweltrealitäten und Umweltpolitiken der beiden Regionen (und die Welt) zu reflektieren, erarbeiten und veröffentlichen, soweit es möglich ist.
Berlin ist eine Fundgrube von großen Einflüssen im globalen Umweltbereich: Ich habe diese Vielfältigkeit der Themen in Universitäten, politischen Stiftungen, NGOs und in den Diskussionen mit vielen Experten kennenlernen können und stetig vor Ort und online verfolgt.
Mir fiel auf, dass in den meisten der angebotenen Diskussionsräume zu wenig oder zu kurz und manchmal sogar sehr einseitig über die Region, aus der ich komme, gesprochen wurde.
Der Themenkomplex „Umwelt, Lateinamerika und Karibik“ hat mich ab etwa 2013 zum LAF in der Bismarckstrasse herangezogen: Politik, Wirtschaft und Soziales haben mich auch interessiert vor allem, weil damit ein Blick über aktuelle Situationen, Kontexte und Hintergründe reflektiert werden.
Werner Würteles Einladung einer Partnerschaft mit der digitalen Zeitschrift YARUMO Internacional einzugehen war der Erste großer Schritt Richtung LAF.
Seit 2021 koordiniere ich mit Michael Schrick die LAF Arbeitsgruppe Umwelt, Nachhaltigkeit und Wirtschaft, die in der neuen Arbeitsstruktur von LAF entstanden ist.
In einer Mitarbeit von LAF mit anderen Vereinen in Berlin, FDCL und ASW im Rahmen der Initiative „Berlin aktiv im Klima Bündnis“ haben wir in 2021 und 2022, Veranstaltungen zu Entwaldung, illegaler Bergbau und Quecksilber in Amazonien mit Simultan Übersetzung online durchgeführt; zusätzlich haben wir in einer Veranstaltung über Kupferbergbau der Infostelle Peru mitgewirkt.
Die Umweltrealität, der Nachhaltigkeitsdiskurs und ihre wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Rahmen aus der Sicht von Experten und Menschen vor Ort einzuholen, ist meines Erachtens ein Schritt in Richtung Verständnis und respektvolle Zusammenarbeit mit der Bevölkerung in den Staaten aus Lateinamerika, im Sinne einer besseren Welt für uns alle Menschen (bezogen auf die SDGs der U.N.) zu schaffen.
Diese große Herausforderung, die ich in die LAF-Veranstaltungen und Ziele gemerkt habe, möchte man gerne, als Lateinamerikanerin trotz der vielen Arbeit unterstützen.
Über welches Lateinamerika sprechen wir heute? Diese Frage von Klaus Bodemer möchte ich zuletzt allen Anwesenden zur Reflexion hinterlassen. Seitdem er sie gestellt hat, lässt mich nicht in Ruhe.
In Kolumbien sagen wir gelegentlich, „alles ändert sich so schnell, um nichts zu ändern“. Das stimmt soweit immer noch, aber was der Organisation der Menschen angeht, das Verlangen nach Rechten, das immer größere Bewusstsein eines eigenen Lebensweges gestalten zu dürfen, wollen und können, die Vielfalt der Lebensperspektiven sind heute mehr präsent als vor Anfang des Jahrhunderts.
Was die ökologische- und Umweltrealität angeht, diese beide tragen viel zu diesen Änderungen bei (wie mehr Bewusstsein in der Bevölkerung), insbesondere weil Natur und Landschaften uns alle Menschen einprägen und Zugehörigkeit zu einem gesunden Lebensraum anbieten.
Die Themenbündel „Umwelt, Nachhaltigkeit, Wirtschaft“ ist, meines Erachtens, deutlicher zu einem „Politikum“ geworden, wo Diskurse der Globalisierung, des freien Marktes, Freihandelsabkommen, Ernährungssicherheit, landwirtschaftliche Industrialisierung, ökologische Modernisierung, u.a. Verwendung finden. Dabei wird die Region stärker in der Rolle des Anbieters von natürlichen Ressourcen und Nahrungsmitteln eingebunden.
Dort und weltweit entstehen aber auch andere Diskurse in der sozial-ökologischen Nachhaltigkeit, der Ernährungssouveränität, der Agroökologie, der Dekolonialisierung, des Multikulturalismus, der Anerkennung marginalisierten Kulturen und von Naturrechten, etc.
Darüber möchten wir uns immer mehr auseinandersetzen und laden alle ein, die sich für diese Themen und ihre Realitäten interessieren, mit uns aktiv im LAF zu werden.
Achim Wachendorfer (Aktives Mitglied und Koordinator der AG Staat und Politik)
2014 sind Didice und ich von Buenos Aires nach Berlin umgezogen.Kurze Zeit darauf stand Werner Würtele, den wir bereits seit längerem kannten, sozusagen mit LAF-Fähnchen und Mitgliedsantrag vor unserer Tür. aber er musste uns nicht lange überreden.
Für mich war die Mitarbeit im LAF eine interessante Option. Zum einen, weil es die gesamte LA Region bearbeitet und mein Interesse, aufgrund meiner Biografie, sich auf mehrere Länder Lateinamerikas vor allem den Cono Sur, einschließlich Brasilien und Karibik erstreckt. Zum anderen, weil es eine umfassende thematische Agenda bearbeitet, was mir ermöglichte meine speziellen Kenntnisse in einigen Bereichen, z.B. Gewerkschaften, soziale Bewegungen, Parteien einzubringen.
Und darüber hinaus sah ich, nunmehr in Berlin lebend, im LAF die Gelegenheit, ein winziges bisschen etwas an Lateinamerika, wo ich 30 Jahre gelebt habe, wo Frau und Kind herkommen, und ich weiterhin viel Verwandtschaft und Freunde habe, zurückzugeben.
Ich konnte dann auch feststellen, dass es im LAF nicht nur ältere Herren, so wie mich, sondern eine durchaus vielfältige Mitgliedschaft gab, was einen generationsübergreifenden Austausch und Diskussion.
Und es war auch möglich Themen und Länder, die nicht unbedingt im Fokus standen, wie z.B. Uruguay, Haiti, Gewerkschaften in die Veranstaltungsagenda einzubringen.
In den Jahren seit 2014 war ich in die Planung und Organisation von verschiedenen Veranstaltungen involviert, habe mich an verschiedenen Podiumsdiskussionen beteiligt, war als Referent zu einigen Themen tätig und habe verschiedene Veranstaltungen moderiert.
Mit Beginn der Pandemie durchlief das LAF weitreichende Veränderungen: Präsenzveranstaltungen wurden weitgehend durch virtuelle Veranstaltungen ersetzt, ein Prozess, den wir, auch dank Kristin, ziemlich gut auf die Reihe bekommen haben.
Wir kennen alle die Vor- und Nachteile von Präsenzveranstaltungen und virtuellen Veranstaltungen. Doch zweifelsohne haben die virtuellen Veranstaltungen dazu beigetragen unseren Wirkungsraum weit über Berlin hinaus, vor allem Richtung Lateinamerika auszuweiten. So hatten wir nunmehr die Möglichkeit bei unseren Veranstaltungen Top ReferentInnen aus Lateinamerika hinzuzuziehen, sowie den Kreis des Publikums beträchtlich zu erweitern.
Für mich bot das auch die Möglichkeit, vor allem in der von mir mitkoodinierten fünfteiligen Veranstaltungsreihe zu Gewerkschaften und sozialen Bewegungen in Lateinamerikadiverse Kontakte in der Region zu reaktivieren und zu nutzen.
Etwa zur gleichen Zeit führte der Rückzug von Werner als Vorsitzendem des LAFs -nicht unbedingt eine Zeitenwende, aber eine wichtige Zäsur- zu einer Umstrukturierung des LAFs, ein Prozess, an dem ich mich aktiv beteiligt habe.
Aktuell koordiniere ich, zusammen mit Katharina Hübner-Schmidt, die Arbeitsgruppe 1 Staat und Politik, die 2022 für insgesamt für vier virtuelle Veranstaltungen, Wahlen in Kolumbien und Brasilien, Referendum zur Verfassung in Chile und Korruption in Zentralamerika zuständig war. Für unsere Arbeitsgruppe war es sehr motivierend, dass wir zweimal Aktivitäten zu positiven Entwicklungen, was ja 2022 eher die Ausnahme war, nämlich zu den Wahlentscheidungen in Kolumbien und Brasilien, anbieten konnten.
Wir hoffen als AG1 euch auch 2023 einige gute Veranstaltungen des LAF bieten zu können.
Hier finden Sie weitere Beiträge des Jubiläumsfestes:
30 Jahre LAF Berlin | Werner Würfele
Krieg – Frieden – Gewalt in Lateinamerika | Sabine Kurtenbach
Lateinamerika neu betrachten | Claudia Zilla