30 Jahre LAF Berlin

Am 10. Februar 2023 zelebrierte das Lateinamerika-Forum Berlin e.V. das 30. Jubiläum in den Räumlichkeiten des Lateinamerika-Instituts Berlin. Im Folgenden lesen Sie die Festrede des Ehrenpräsidenten Werner Würtele zur Geschichte des Vereins.

Geschichtlicher Rückblick des Ehrenpräsidenten Werner Würtele 

Guten Abend, ich freue mich sehr, zu einem so großen Publikum sprechen zu dürfen. Ich bedanke mich beim Präsidium, hier zum Thema Geschichte des LAF – Schwerpunkt auf die letzten Jahre, das erste Wort zu haben.

Die wenigen Minuten, die ich zur Verfügung habe, möchte ich in drei Teile aufgliedern:
1. Ein paar Schlaglichter auf die LAF Geschichte von den Anfängen bis 2012
2. Meine Zeit als Vorsitzender 2014-2021
3. Bilanz und Ausblick

Schlaglichter auf die Geschichte

Als ich 2012 mehr aus geographischen als politischen Gründen zum LAF stiess, wurde das LAF – aus Sicht des FDCL (ich bin dort Mitglied seit 1979) – als ein „konservativer Altherrenclub“ gehandelt. Stimmte das?

Das LAF wurde im IAI kurz nach der Wende 1992 gegründet von Honoratioren, Beamten und Angestellten aus Aussen- und Entwicklungspolitik, Wissenschaft, Kultur, Publizistik, Diplomatie Botschaften (Chile), s. dazu Breuer-Bericht. Anstoß für die Gründung gab nach Gründungsmitglied Bernd Breuer die Feststellung, dass mit der Wende die „Lichter für Lateinamerika“ (Breuer) ausgegangen seien, da sich die Bundespolitik mehr um die Wiedervereinigung und um Afrika als um LAK kümmerte. Die Botschaften und Parteistiftungen waren noch nicht in Berlin.

In diese Lücke wollte das LAF stoßen. Geflissentlich übersah man, dass es seit den 70er Jahren in Berlin eine auf LA ausgerichtete linke Soliszene mit LA und ein FDCL gab. Und das LAI und das IAI waren ja auch schon da.

Parteipolitisch war das LAF offen: das Spektrum reichte von der CDU nahestehenden Mitgliedern bis zu solchen der Nachfolgepartei der SED. Die Engagierten der Soliszene dagegen definierten sich in der Regel als unabhängig sozialistisch. Zwei Welten, die nicht zueinander passten.

Nachzulesen auf der website des LAF zum 25-jährigen Jubiläum mit Beiträgen von Mentzingen, Dill, Palla u.a.

1992– 1998 Frühphase des LAF – warum wurde das LAF zu dem was es ist

Erster Präsident war der Jurist Raban Frhr. v. Mentzingen, ein Beamter des Bundespresseamts. Zu ihm nur ein Schlaglicht: er wurde kurz vor dem Putsch 1973 in Chile an die deutsche Botschaft abgeordnet. Diese Botschaft kam wie bekannt im Zusammenhang mit der Colonia Dignidad ins Kreuzfeuer der Kritik. Was nicht so bekannt ist: Raban arbeitete damals als Presseattaché eng mit Amnesty zusammen und konnte zahlreiche politisch Verfolgte retten.

Raban hatte das LAF viel zu verdanken (Gerta Stecher). Seine Tätigkeit erlaubten ihm, Persönlichkeiten aus LA, nach Deutschland, über das Bundespresseamt einzuladen und auch für Veranstaltungen des LAF zu gewinnen – Eduardo Galeano, Ernesto Cardenal, Hernan de Soto und sechs Indigene zu einem dreitägigen Kongress namens Pachamama im Haus der Kulturen der Welt.

Es war eine der ersten Großveranstaltungen zu den Rechten indigener Völker überhaupt. Und mein erster Kontakt zum LAF. Durchgeführt wurde die VA des LA in Kooperation mit dem ded und anderen.

Beiträge gab es von unseren heutigen Mitgliedern Dr. Juliana Ströbele-Gregor, und Prof. Dr. Clarita Müller-Plantenberg. Ich half aus, organisierte mit, moderierte und dolmetschte wo nötig. Die Broschüre mit den Beiträgen druckten wir in der DED-Druckerei. Mit Raban sind wir bis heute freundschaftlich verbunden.

Meine Erinnerung an das LAF von damals entsprach nicht dem gen. Negativimage. (Beispielhaft für die Art von VA der ersten Zeit war eine VA über den Koka-Anbau in den Anden mit Koka-Bauern und Gewerkschaftern aus Bolivien und Peru. Raban berichtete: „Zur VA hatte das LAF einen kleinen Kokastrauch aus dem Botan. Garten ausgeliehen. Die Polizei bestand darauf, dass jedes Blatt vor der VA und danach gezählt wurden! Keines fehlte“ (Raban in seiner Rede zum 25-jährigen Bestehen des LAF.

Das LAF arbeitete schon damals mit dem LAI zusammen (Danke für die Gastfreundschaft!), und dem Iberoamerikanischen Institut – dessen Leiter, Prof. Briesemeister, in den Anfangsjahren als Vizepräsident an Mentzingens Seite tätig war. Vgl. 25 Jahre LAF.

Bemerkenswertes zu dieser Frühphase:

  • Die regelmäßige Herausgabe eines Rundbriefs zu den Veranstaltungen chasqui
  • Herausgabe Quién es quién en Berlin?“
  •  Zu erwähnen eine LAF Exkursion zu einem früheren uruguayischen Züchter, der zu einem
    authentischen Asado nach Mecklenburg Vorpommern, einlud
  • Oder ein Ausflug, bei dem das LAF den Ursprüngen des bandoneon nachspürte.
  • In der Reihe „Von LA lernen“ wurde zB der Bürgerhaushalt Porto Alegre vorgestellt– schlief mit Rabans Weggang ein.
    Imme Scholz, Günter Maihold wurden Mitglieder.

Nach der Wende gab es ein gesteigertes Interesse in W- und O-Berlin, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Das LAF fand so die Humboldt-Gesellschaft mit ihrem Vorsitzenden Dr. Hansch. Er sendet viele Grüße, ist aber leider nicht mehr so beweglich wie er sagte.

1998 bis 2003 In die Zweiten Phase des LAF

… fiel der Hauptstadtumzug und im Gefolge kamen die Botschaften nach Berlin. Mit ihnen knüpfte das LAF enge Kontakte. Auch darin unterschied sich das LAF von der Soliszene, die ausschliesslich auf Organisationen der Zivilgesellschaft setzten.

Nach Raban wurde Oscar Weidert Präsident (1. Ehrenpräsident), der fünf Jahre mit HO Dill als Vize zusammenarbeitete. In dieser Zeit mutierte das LAF, beflügelt durch Prof Dr. Hans-Otto Dill, fast zum Literaturverein ( G Stecher) Dill hatte sich als deutscher Romanist weit über die DDR hinaus einen Namen gemacht.

Im Rahmen des LAF brillierte er während meiner Zeit mit drei Veranstaltungen: zu Humboldt, Juan Rulfo und Vargas Losa (die beiden letzteren im IAI). Es ist uns eine Ehre und ich freue mich besonders, HO Dill hier begrüßen zu dürfen!

2004 bis 2013 Die Ära Palla (2. Ehrenpräsident)

Jurist Palla war vor seiner LAF Zeit Auslandsmitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Chile und in Argentinien. Zurück in Deutschland war er bei der Deutschen Stiftung für internationale Entwicklung (DSE) tätig. Leider erreichten wir Herrn Palla mit unserer Einladung zum Jubiläumsfest nicht.

Sein langjähriger Vize war Dr. Günter Zenk (Grüsse vom Bodensee, er hütet 4 Enkel ein), den ich 1978 als Leiter des FES Büros in Brasilien, kennenlernte.

Pallas Zeit war gekennzeichnet durch eine hohe Anzahl an Veranstaltungen. Vor allem die Filmabende erzielten hohe Teilnehmenden Zahlen.

  • Seit Beginn seiner Existenz bemühte sich das LAF zusammen mit anderen um die Einrichtung eines Lateinamerika-Hauses. Dazu kann Koll. Breuer etwas sagen. Dieses Anliegen wurde nie realisiert, wohl aber zogen eine ganze Reihe entwicklungspolitischer NGOs mit dem BER in eine ehem. Brauerei in Neukölln. Das LAF ist Mitglied im BER
  • Frau Dr. Kerstin Störl, war 2012-2013 Vizepräsidentin und bis vor Kurzem die einzige Frau im LAF-Vorstand. Sie ist Universitätsprofessorin für Romanische Sprach- und Landeswissenschaften. Sie organisierte die 20 Jahresfeier.

Durch langjähriges Engagement als Präsident bzw. Vize erwarben sich besondere Verdienste (keine komplette Liste): Raban Frhr von Mentzingen, B. Breuer, Oskar Weidert (verstorben), HO Dill, Ehrenpräsident H Palla, Günter Zenk, überwiegend ältere Männer, dann auch mit Sven Dümlein, Sven Mehnert.

II Die 4. Phase – meine Zeit 2013- 2021

Mein Start beim LAF war widersprüchlich. Einerseits war da der schnelle Aufstieg: 2012 Mitglied, 2013 Präsidium und 2014 auf der MV zum Präsident gewählt. Noch vor der MV organisierte und moderierte ich die VA zurOperation Condor mit fast 150 TN im IAI,

Anderseits stieß ich auf große Bedenken:

  • Im Rechenschaftsbericht zur MV 2014 bringen die ausscheidenden Präsidenten ihre Furcht vor einem „Niedergang des LAF“ zum Ausdruck, erkennen eine künftig „einseitige politische Ausrichtung“, und dass das LAF „ins Chaos versinken könnte (hier bes. bei nicht
    Weiterführung des Ablagesystems“).

Wäre dies eingetreten, würde ich heute vor Ihnen sitzen?

Zweifellos hatten meine Vorgänger einen erheblichen Beitrag zur Professionalisierung und Modernisierung des LAF beigetragen. (Die Geschichte meiner „Amtszeiten“ ist durch eine Dokumentation aller LAF Vorgänge (s. Protokolle), transparent und gut nach vollziehbar.)

Als ich zum LAF stiess, gab es Diskussionen, die wir – und nicht nur wir – auch heute noch führen

  • Welchen Platz hat das LAF in der Berliner Institutionenlandschaft? Braucht Berlin das LAF?
    Nun auch umgekehrt: braucht das LAF Berlin?
  • Wie der Überalterung des Vereins entgegenwirken?
  • Wie die Mitglieder zu mehr Mitarbeit animieren?

Das LAF als Plattform zum Austausch von Ideen und Informationen, das fand ich oK, war mir aber zu wenig.

2016 machten wir uns an die Aufgabe, das Selbstverständnis des LAF neu zu definieren. Dabei verpflichteten wir uns einem menschenrechtsorientierten Ansatz, der alle Dimensionen globaler nachhaltiger Entwicklung einschließen sollte. Wir dockten so an die Nachhaltigkeitsdebatte an, nicht zuletzt auch, um an Fördermittel zu kommen.

Wir sehen uns als Teil der (entwicklungs-)politischen und kulturellen Bildungsarbeit Berlins. Wir sind Mitglied des BER.

Die Institutionen-Landschaft in Berlin oder die große Konkurrenz

Im Rechenschaftsbericht 2012 wird geklagt, das Umfeld sei im Vergleich zur Gründungsphase schwieriger geworden, das LAF stünde nun in Konkurrenz zu gutausgestatteten anderen Institutionen und ihren VA

Das stimmte und trotzdem hat das LAF bis heute überlebt: wir hörten oft; „Wie schafft Ihr das bloß, ein so interessantes Programm mit so wenig Mitteln aufzulegen?!“ hörten wir immer wieder.

Was war unser Erfolgsrezept? Ich meine es waren 8 Punkte
1. unsere Flexibilität, wichtige aktuelle Themen spontan aufzugreifen (Themenvielfalt)
2. es kamen qualifizierte, bekannte ReferentInnen zum Einsatz,
3. unsere Vernetzung und intensive Zusammenarbeit mit bestimmten Partner:innen,
4. eine verbesserte Aussendarstellung (website) und Einladungen (newsletter)
5. unser hoch motiviertes Team; bes. zu erwähnen der Beitrag unserer Praktikantinnen und
(jungen) Aktiven
6. unsere Vereinsdemokratie: Planung, Durchführung uns Auswertung der VA im Team
7. Unsere regionale Kompetenz und beruflichen Erfahrungen
8. Und schliesslich Mitwirkende, die einen Teil ihrer Lebenszeit dem LAF „opferten“ ohne das zu
bereuen.

Wir waren nicht perfekt – das schien dem Publikum zu gefallen. Der Reihe nach:

1. Themenvielfalt der VA begleitet das LAF seit seiner Gründung. So ja auch heute Abend. Lassen wir dazu K. Störl anlässlich der 20 Jahresfeier zu Wort kommen:

„Im Mittelpunkt der Aktivitäten des Forums standen Vorträge, Diskussionen, Lesungen, Exkursionen, Ausstellungen und Filmvorführungen sowie wissenschaftlich-kulturelle Veranstaltungen, in denen unterschiedliche Themenbereiche beleuchtet wurden: von Kultur, Sprache und Literatur über Politik, Geschichte, Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft, bis hin zu Entwicklungszusammenarbeit und Umweltfragen. Dabei wurden nicht nur Informationen und positive Entwicklungen aufgezeigt, sondern auch kritische Analysen zu Gewalt und zu bestimmten politischen Systemen vorgenommen.“

Veranstaltungen meiner Zeit – unsere Kernaufgabe (Beispiele):

  •  Von Unterstützung von Aufführungen eines Jugend-Zirkus aus Costa Rica gemeinsam mit der
    Botschaft,
  • bis zu einem peruanischen Märchenerzähler,
  • der „Architektur der olympischen Spiele in Rio“. Ref.: Sander Troost (gmp) in Kooperation
    mit DBG,
  • Bis zu einer interessanten Exkursion nach Königslutter zu andinen Kulturen und Textilkunst
    auf Einladung unseres Mitglieds Prof. Diestel
  • das Sommerfest 2018 mit Matthias Nitsche, und Wege ins Ausland mit Freiwilligendiensten
    (in FU Berlin)
  • Buchvorstellungen (H Heussen und N Ahrens)
  • VA über Vernachlässigte Krankheiten, Meeresschutz in der Antarktis
  • Körperliche Dekolonisierung und
  • Theologie der Befreiung in der Praxis: Schwester Karoline
  •  Städtepartnerschaften und Tourismus
  • Fussball WM 2018 in den Wilmersdorfer Arcaden (Kristin+Juliana Hauser).
  • Luchas indígenas en tiempos del neo-extractivismo. in Zusammenarbeit mit dem Institute for
    Advanced Sustainability Studies – IASS Potsdam, der Infostelle Peru und dem FDCL mit
    indigenen Vertretern aus Ecuador, Peru und Bolivien
  • Hybrid-Präsenz-Online Veranstaltung zur Wasserprivatisierung in Chile in Kooperation mit
    dem Förderkreis des Iberoamerikanischen Instituts im IAI
  • usw.

Die meisten VA waren der Reihe Quo Vadis zuzuordnen.

2. Filmabende

Die Filmabende waren 2014 zum LAF Markenzeichen geworden. Sie sind am wenigsten aufwendig, brachten stets eine große Schar an Teilnehmenden. Mit Blick auf die Urheberrechte mussten die Filmvorführungen jedoch immer mehr eingeschränkt werden. Es wurden nur noch Filme gezeigt, die Botschaften (Mex, BOL, El Salvador) oder der/die Produzent/in wie Alicia Elero mitbrachten So ihre Filme über Violencia doméstica – Geschichten häuslicher Gewalt und Oscar Bayer; und anschl. Diskussion mit Produzenten.

Einen Film möchte ich noch erwähnen, den zu zeigen, die mex. Botschaft empfahl: den Film über Gilberto Bosques, einem mex. Generalkonsul, der Anfang der 40er Jahre in Marseille, 45.000 Geflüchteten ein „Visum ins Paradies“ und so in die Freiheit ausstellte. Wir zeigten ihn mit dem mex Kulturattaché bei SEKIS und ein 2. Mal im Kulturforum Hellersdorf (dort mit Eintrittsgeld). Wir beglückwünschen unser Mitglied Dr. Hansch für sein erfolgreiches Bemühen, eine Volkshochschule in Friedrichshain-Kreuzberg nach G Bosques zu benennen! Dr. Hansch grüßt.

Und wenn wir schon bei den Glückwünschen sind, möchte ich unser Mitglied Prof. Dr. HO Dill einbeziehen, der während seiner Zeit als Vizepräsident des LAF zuvor und danach zahlreiche Auszeichnungen erhielt. Wir hatten die Ehre, HO Dill in drei LAF-Veranstaltungen zu hören: zu Alexander von Humboldt, Vargas Llosa und Juan Rulfo , die beiden letzteren im IAI Saal Simon Bolivar.

3. Vielfalt an Kooperationspartnern

Zuerst zu nennen

  • Botschaften. Während das FDCL stets einen grossen Bogen um die latam. Botschaften machte, versuchte das LAF die Kontakte zu den Botschaften zu pflegen. Gerne hätte ich diese Tradition fortgeführt, doch vollzog sich in LA während meiner Zeit eine
    Rechtswende und unsere Kooperation wurde auf immer weniger Länder reduziert (Mexiko, Ecuador, El Salvador und Costa Rica, Chile) bis auch in diesen Ländern Parteien die Regierung übernahmen, die nicht mit dem LAF Selbstverständnis übereinstimmten. Sie suchten uns nicht mehr auf und wir nicht sie.
  • Jetzt aber sehe ich neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Botschaften BR, CHL,BOL, KOL, MEX, HON, …Kulturattachés
  •  Was die politischen Stiftungen angeht, kam es in den letzten Jahren zu einer engen (zu engen?) Zusammenarbeit mit der FES, die des Öfteren Dolmetschkosten übernahm. Wie kam´s? zahlreiche exMA der FES wurden in meiner Zeit LAF-Mitglieder. Ich selbst hatte ja in den 70 Jahren ein Promo-Stipendium der FES für ARG (nebenbei Titel meiner Diss: Auf dem Weg zu einer authentischen Gewerkschaftsbewegung in BRA“) Empfehlung: sich um mehr Diversifizierung: KAS, HBS, RLS bemühen.
  • Kooperationen mit dem FDCL, Misereor, Brot für die Welt und viele anderen mehr erschlossen uns immer neue Interessenten – darüber wurde das LAF auch in deren Kreisen immer bekannter 2018/19 zählten wir VA mit 30 Kooperationspartner:innen
  • Erwähnenswert unsere drei Radio-Auftritte: Buscando América, 2x RBB InfoRadio, wobei die Anfragen stets von den Radios ausgingen.

Im Grundsatz sah ich die anderen Organisationen weniger als Konkurrenten denn vielmehr als Kooperationspartner/innen.

4. Vielfältiges Publikum

Unser Publikum entsprach in der Zusammensetzung in etwa auch unserer Mitgliederschaft. Ältere auf der einen und Jüngere/ Studierende auf der anderen Seite. Neben den Filmabenden mit den Botschaften 2013/2014 waren die VA mit den höchsten TN Zahlen

  •  Lula in Berlin mit Didice sprengte alle Grenzen – ein Tag vor den restriktiven Pandemie- Maßnahmen
  •  Pachamama drei Tage im Haus der Kulturen der Welt 1993
  • Operation Condor 2014; VW do Brasil im IAI
  • Amazonien im Rathaus Charlottenburg
  • bei SEKIS. Luchas indígenas en tiempos del neoextractivismo 7.3.2019. TN Zahlbegrenzung war immer wieder ein Thema, Zugang nur nach Anmeldung

Mit unserem Programm sprachen und sprechen wir sehr unterschiedliche Gruppen an. Es ist keinesfalls beliebig, orientierte es sich doch an unserem emanzipatorischen Selbstverständnis. Wir sind mehr als eine bloße Plattform zum Austausch von Infos und Positionen.

5. Unsere Praktikantinnen, Aktive und Ehrenamtlichen

Was wäre das LAF ohne sie gewesen! Umso bedauerlicher das der Kontakt zu vielen von ihnen abgebrochen ist. Eine aber ist geblieben, eine, die sich seit 2018 durch ein besonderes professionelles Engagement, Kreativität und Ausdauer einen Namen gemacht hat, das ist unsere derzeitige Vizepräsidentin Kristin Bergen!

Das LAF LEBT von seinen ehrenamtlichen ReferentInnen. Beispielhaft nenne Referentinnen des Jahres 2017: (Gerta Stecher, Juliana, Daniel Kempken, Doris Beiersdorf. In anderen Jahren Prof. Dill, Prof. Bodemer, Prof. Störl, Prof. Nitsch, Dr. Achim Wachendorfer, Didice Godinho Delgado; Dr. Werner Kamppeter u.a.

Website

Es gab einige Baustellen 2014. Da war zB ein komplizierter aufwendiger Versand des Newsletters. Und eine website, die sage und schreibe aus nur einer Seite bestand;. (Dank an Christiane Weigel und Philipp Frese).

Vor meiner Zeit hatte sich das LAF nie um Fördermittel bemüht. In meiner Zeit schon zB zur Finanzierung unserer neuen website. (Stiftung Umverteilen, Stiftung NS Brücken, kath Sozialfonds), Büromaterial oder VA. Braucht das LAF einen GF?

Es lag auf der Hand, dass ich immer wieder das LAF mit dem FDCL verglich. Gegenüber dem FDCL hatte das LAF räumliche Vorteile: ich nenne nur: 5. Stock 2. Hinterhaus in Kreuzberg. Das LAF machte einen seriöseren Eindruck zB wenn man es mit Botschaften zu tun hatte.

Neue Zeit

Die Pandemie führte zu einem jähen Ende der Präsenz VA und bewog uns zur Durchführung von Online VA. Wir machten das Beste daraus

  •  Sprachen über die Bedeutung von Social media für Wahlkämpfe – VA mit Reporter ohne
    Grenzen
  •  Interviewten junge Menschen in LAK und wie sie mit der Pandemie umgingen (über 30 Kurz Videos (Kristin)
  •  Kooperierten bei den online VA der Berliner Brasilien DialogeLegten zwei Reihen mit Unterstützung der FES auf:
  • Feministische Kämpfe
  •  Gewerkschaften und soziale Bewegungen

Die Zeit der Online-VA führte uns eine ganz neue, internationale TNschaft zu.

Schon zu Beginn der Online VA waren wir uns einig, dass beide Formate Vorteile haben: die Online VA wie die Präsenz VA. Ideal wäre es, beide in einer Hybrid VA verbinden zu können. Oder man wechselt die Formate zwischen einmal Präsenz und dann wieder Online VA. Damit wäre sichergestellt, dass das LAF seinem bildungspolitischen Auftrag für Berlin weiter nachkommt. Der heutige Abend mit 110 Anmeldungen tut richtig gut – es war wie früher bei unseren Präsenz VA. Wir brauchen sie.

Kurioses und Konflikte

  •  Es gab Fälle von Eifersucht, rüttelten an den Grundfesten des LAF; wenn sich der
    Ehepartner mehr um das LAF als um die/den Partner/in kümmerte
  • Oder als sich vor einer Podiumsdiskussion zwei Podiumsteilnehmende in die Haare
    gerieten – und das auch noch im Haus des Rundfunks! Plötzlich war sie da, die latam.
    Realität. VENEZUELA

1997 (?) lud Raban Adriana und mich zu einem großen Botschaftsempfang des LAF im Martin Niemöller-Haus ein. Wir saßen zusammen mit dem Ehepaar Müller-Plantenberg als ic plötzlich Adrianas Kopf in Flammen sah, wie so ein Heiligenschein. Kurzerhand erstickte ich das Feuer noch ohne dass Adriana davon gross was bemerkt hätte. Was war geschehen? Auf dem Fenstersims hinter Adriana brannten Teelichter in die sie mit ihren Haaren geraten war.

III Bilanz

Die 8 Jahre Vorsitz machten mir grossen Spass. Warum? Weil ich mit jeder VA #

  • Neues dazu lernte. Ich habe sehr viel Zeit in das LAF (wie auch meine Vorgänger ) investiert.
    Ich hab das nie bereut, im Gegenteil. Das LAF war für mich ein großes Lernprogramm. Dafür
    bin ich sehr dankbar
  • Ich stets hochmotivierte Präsidiumsmitglieder, Aktive und Praktikantinnen um mich hatte
    (und ich gebe zu: es waren eben gerade die jungen Menschen, die meine Motivation
    hochhielten)
  •  weil ich meine politischen Ziele und Ideen in VA umsetzen konnte, mich solidarisch für die
    „gerechte Sache“ über die Orga von VA zu LAK erweisen konnte. Eben als unverbesserlicher
    Weltverbesserer.
  • Das LAF als das eigene Projekt begreifen, nicht nur mitmachen, sondern sich mit eigenen
    Erfahrungen und Kenntnissen einbringen können – ich glaube, dass das die Motivation
    unserer Kolleginnen ist, die beim LAF mitmachten und mitwirken.
  • Doch das ist ja der nächste Programmpunkt.

Ob das LAF in meiner Zeit seinen Platz innerhalb der Berliner bildungspolitischen Institutionenlandschaft behauptet und gefestigt hat, das müssten Außenstehende beurteilen.

Es gibt noch viel zu tun: To do´s und Ausblick

  • wir sollten uns um mehr latino/as als Mitglieder bemühen
  • um mehr Berufstätige (zB aus Wissenschaft und den Stiftungen)
  • um mehr Jüngere als Mitglieder! Weniger Fluktuation
  • mehr das Potential, das in den Mitgliedern und Aktiven steckt, entdecken, nutzen und fördern.
  • Einen engen Kontakt mit unserem Publikum pflegen, um herauszufinden, wie dieses unser Programm bewertet
  • Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Organisationen fortsetzen und ausbauen, auf dass wir so unser politisches Gewicht gegenüber zB dem Senat vergrößern

LAF auch als Lobby-Organisation – das war neu
Insofern hatten meine Kritiker 2014 recht: ich wollte tatsächlich politisch etwas bewirken, nicht nur informieren, sondern auch auf die Politik Einfluss nehmen, siehe zB unser Bemühen zusammen mit dem Klimabündnis Thomas Brose und anderen, den Berliner Senat zu einer Partnerschaft mit einer indigenen Gemeinschaft/ Region im Amazonas Gebiet zu bewegen, analog zu den Kölner oder Österreichern

Dazu legten wir einen VA-Zyklus auf zu „Amazonien zerstört, Klimawandel verschärft – was tun Kommunen?“ im Rathaus Charlottenburg, mit neun Kooperationspartnern und auf dem Steinplatz (Perico) Jetzt koordiniert von Maria Angela.

Die Berliner Bürokratie erwies sich als sehr schwerfällig, auch wenn sie von Grünen, SPD oder der Linken geführt wird. Wir haben unser Ziel noch nicht erreicht, aber wir arbeiten weiter daran.

SCHLUSS: Ich wünsche dem LAF,

dass sich auch in Zukunft engagierte Menschen finden mögen, die die Chancen, die das LAF bietet, nutzen – und kandidieren!

Wie sagte doch der gegenwärtige Vorsitzende nach seinem Motiv, für den Vorsitz zu kandidieren:

„es wäre doch schade, um das LAF, den Laden zu zumachen zu müssen, nur weil keiner für den Vorsitz kandidiert!““

Dass das LAF eine wichtige Plattform zum Austausch von Ideen bleiben möge. Und mehr: dass es dem LAF und seinen Aktiven zusammen mit seinen Kooperationspartnern und Zielgruppen gelingen möge,

  • Seinen Platz in einer sich wandelnden Welt und Umwelt zu behaupten
  • einen wenngleich bescheidenen Beitrag zur Durchsetzung sozialer Gerechtigkeit und Bewahrung der Natur in Lateinamerika zu leisten und hier zu einem entsprechenden Umdenken führen möge. Klingt pathetisch, aber letztlich geht es uns doch genau darum oder?

Wir engagieren uns für eine bessere Welt. Sie ist möglich! Und wenn darunter auch alte Herren sind: gut so. So soll das LAF sein und bleiben: professionell und konstruktiv, Informativ und kritisch, unabhängig und solidarisch, Und wenn andere die gleichen Ziele verfolgen – umso besser.

Hier finden Sie weitere Beiträge des Jubiläumsfestes:
Krieg – Frieden – Gewalt in Lateinamerika | Sabine Kurtenbach
Lateinamerika neu betrachten | Claudia Zilla
Das LAF heute | Kristin Bergen, Daniel Kempken, María Ángela Torres-Kremers, Achim Wachendorfer