Mídia Ninja – unabhängiger Journalismus in Brasilien

Im November letzten Jahres trafen sich Vertreter*innen des LAF Berlin und des unabhängigen, brasilianischen Journalismus- & Kommunikationsnetzwerks Mídia Ninja sowie der Heinrich-Böll-Stiftung, welche den Anstoß für das Treffen gab.  Das im Jahr 2013 gegründete Netzwerk Mídia Ninja lässt sich klar im politisch linken Bereich verorten – ohne Verbindung zu einer bestimmten Partei. Sie haben eine […]

Im November letzten Jahres trafen sich Vertreter*innen des LAF Berlin und des unabhängigen, brasilianischen Journalismus- & Kommunikationsnetzwerks Mídia Ninja sowie der Heinrich-Böll-Stiftung, welche den Anstoß für das Treffen gab. 

Das im Jahr 2013 gegründete Netzwerk Mídia Ninja lässt sich klar im politisch linken Bereich verorten – ohne Verbindung zu einer bestimmten Partei. Sie haben eine starke Präsenz in den Sozialen Medien, ihr Handlungsfeld liegt also besonders im digitalen Bereich. Hierbei spielen sie eine wichtige Rolle in der Produktion und Verbreitung von Informationen über die politischen, sozialen und kulturellen Dynamiken in Brasilien. Thematisch fokussiert sich das Netzwerk insbesondere auf die diversen sozialen Bewegungen in Brasilien, aber auch weltweit und auf Initiativen des sozialen, kulturellen und politischen Widerstands. Sie wollen die Perspektiven alternativer sozialer Akteur*innen in den Vordergrund rücken, indem sie Persönlichkeiten, Kollektive und deren unterschiedliche Erfahrungen in der Popkultur und im Rahmen der sozialen Kämpfe verbreiten. Damit stellt sich Mídia Ninja also den unternehmerisch geprägten Medien entgegen. 

In den letzten Jahren erreichte das Netzwerk eine immer größere Sichtbarkeit, ganz besonders seit 2018 – in dem für Brasilien richtungsweisenden Wahljahr, als dem ehemaligen linken Präsidenten der Arbeiter*innenpartei Lula die Präsidentschaftskandidatur verboten und der ultrarechte Bolsonaro schließlich zum Präsidenten gewählt wurde. Mídia Ninja spielt eine wichtige Rolle im Kampf gegen fake news, welche als effektive, politische Strategie der Rechtsextremen funktionieren, von der brasilianischen Bundesregierung gesteuert werden und so großen Zuwachs der Bevölkerung bekommen.

Abgesehen von ihrem nationalen Handlungsfeld setzt sich Mídia Ninja gemeinsam mit der progressiven brasilianischen Bevölkerung im Ausland auch international ein. Das Netzwerk ist auch bekannt und zugänglich für progressive Menschen, die nicht aus Brasilien kommen und sich für Brasilien interessieren sowie die Geschehnisse dort mitverfolgen.

Da das Thema Kommunikation und Soziale Medien auch Teil der LAF- Agenda ist, wir dazu bereits eine Veranstaltung organisierten und in den Sozialen Medien aktiv sind, ist die Zusammenarbeit mit Mídia Ninja für das LAF besonders interessant. 

Während des Treffens stellte sich heraus, dass Mídia Ninja das Interesse verfolgt, ihre Verbindungen zu europäischen Ländern auszuweiten, um nicht nur mit im Ausland lebenden Brasilianer*innen in Kontakt zu treten, sondern vor allem mit dem lokalen Publikum. Für Mídia Ninja spielt die virtuelle Kommunikation eine grundlegende Rolle für die Verbindung von Ideen und Projekten in der globalisierten Gesellschaft sowie in der Vernetzung auf internationaler Ebene. Die Idee ist, Allianzen mit dem Ziel zu gründen, sich dem Aufschwung der Rechtsextremen und des konservativen Gedankenguts entgegenzusetzen sowie die sozialen und progressiven Akteur*innen zu stärken bzw. zu unterstützen.

Eine interessante Idee von Mídia Ninja ist die Installation eines so genannten „temporären Hauses“ (port.: casa temporária) in weiteren Städten Europas – ein Projekt, das bereits in Lissabon und in einigen brasilianischen Städten erfolgreich umgesetzt wurde. Das “temporäre Haus” ist eine vorübergehende Geschäftsstelle, in der sich das Netzwerk mit anderen lokalen und progressiven Aktivist*innen verbinden kann, Kontakte geknüpft und gemeinsame Aktivitäten geplant werden. Nach einer unbestimmten Zeit zieht sich Mídia Ninja zurück und das versammelte Kollektiv sozialer Akteur*innen besteht im besten Fall weiter und setzt gemeinsam Aktionen fort. 

Die LAF-Teilnehmenden Didice Godinho Delgado, Hannah Freist, Dina Leber, Louise Baumann, Kristin Bergen (virtuell) und Werner Würtele (virtuell) verfolgen die Arbeit von Mídia Ninja bereits seit längerem und sind von dieser begeistert. Aus diesem Grund möchte das LAF die Arbeit des Netzwerks unterstützen und plant nun weitere Aktivitäten und Kooperationsmöglichkeiten. Im Gespräch ist unter anderem die Planung einer gemeinsamen Online-Veranstaltung. Auch bei ihren weiteren Vorhaben unterstützt das LAF Mídia Ninja gerne und freut sich auf eine spannende Zusammenarbeit.

 

Ein Beitrag von Didice Godinho Delgado & Lina von der Ehe