Rauch über Amazonien von Werner Würtele
Dichter dicker Rauch hängt über Porto Velho („Alter Hafen“) als ich um Mitternacht am 13. August in der Hauptstadt des jungen brasilianischen Bundesstaates Rondonia, eintreffe. Hohe Temperaturen hatte ich erwartet, nicht aber diesen Augen und Rachen reizenden Rauch. Bei meinen Gesprächen mit Botschafts- und NGO-VertreterInnen in Brasilia nur ein paar Stunden zuvor waren die Waldbrände (queimadas) kein Thema gewesen.
Nun, zeitgleich mit meiner Ankunft fing die ganze Welt an über und von der Amazonien-Brand-Katastrophe zu reden. Gut beraten war ich, die Hotelfenster geschlossen zu halten. Anfänglich dachte ich, da wird halt wieder Müll verbrannt, da zieht ein Qualm mal durch und verschwindet wieder, aber nein, er blieb und wurde so stark, dass zeitweilig sogar der Flughafen geschlossen werden musste. Das kannte ich von früheren Jahren schon, als der internationale Flughafen von Santa Cruz de la Sierra/Bolivien wegen Rauchentwicklung dicht gemacht werden musste. Doch diesmal zogen die schwarzen Schwaden sogar bis ins 2000 km entfernte Sao Paulo, verdunkelten mittags den Tag und schreckten die paulistas auf, die sich sonst redlich wenig um Amazonien scheren. Jetzt wurden die queimadas zum nationalen und vor allem internationalen Thema. Alle Welt blickte auf Brasilien.
Brandrodung ist im gesamten Amazonasgebiet – und dazu gehören neun Anrainerstaaten -, „normal“. Die Vegetation wird jedes Jahr um diese Jahreszeit abgefackelt. Das machen die Indigenen so, die viehzüchtenden und sojaanbauenden Großgrundbesitzer ebenso. Sind also Indigene nicht die besten Waldschützer? Doch sehr wohl, ihre verhältnismäßig geringen Eingriffe in die Natur erlauben dieser, sich wieder zu erholen, während im Falle der Riesenplantagen die Natur irreversibel zerstört wird. Entscheidend ist die Dimension.
Einiges aber war im Jahr 2019 anders als in früheren Jahren: der Klimawandel hatte zu noch größerer und längerer Trockenheit geführt, gelegte Feuer gerieten so schnell außer Kontrolle. Entscheidend aber war, dass kriminelle Machenschaften, wie Zündeln in indigenen und Schutzgebieten von oberster Stelle abgesegnet wurden. Ja, da regierte nun ein Präsident, der sich so völlig anders positionierte als alle seine Vorgänger. Er heizte die Brände mit seinen Sprüchen noch an, ermunterte nachgerade zu „Invasionen“. Was brauchen so wenige Indigene so viel Land? Er sieht die Indigenen in erster Linie als Entwicklungshindernisse. Nicht von ungefähr feierten die Großgrundbesitzer um Altamira ihren Präsidenten zur Zeit meiner Ankunft mit einem „Tag des Feuers“ entlang einer großen amazonischen Nord-Süd-Verbindungsstraße.
Die Schuldfrage hatte der Präsident schnell gelöst: es seien die NGOs, denen er den Zugang zu ihren Pfründen – sprich zu dem 1,2 Mrd. Dollar schweren von Norwegen und Deutschland bestückten Amazonas Fonds -, verwehrt hätte. Später schob er Venezuela, den Papst, die Kommunisten, Greenpeace und Leonardo DiCaprio als mögliche Hintermänner der Brandstifter nach. So sei es doch klar, dass sich die NGOs rächen würden, um ihn und Brasilien in einem schlechten Licht erscheinen zu lassen. Er spielte die nationale Karte, malte das Gespenst einer „Internationalisierung Amazoniens“ an die Wand. „Unsere Souveränität ist bedroht!“ Was der Präsident an Popularitätswerten in den letzten Wochen in Umfragen verloren hatte, versuchte er auf diese Weise wieder wett zu machen.
Zu einem diplomatischen Eklat kam es, als er den facebook post eines Anhängers mit einem like versah, in dem dieser sich über Macrons Frau lustig gemacht hatte. Vorteilhaft für den Abschluss des Abkommens zwischen Mercosur und EU (im Interesse des brasilianischen Agrobusiness und der deutschen Exportindustrie) war das nicht.
Rondonia liegt im Süd-Westen Amazoniens, südlich grenzt Bolivien an. Der Bundesstaat zählt 1,7 Mio. Einwohner/innen mit einem Gouverneur der Partei des Präsidenten. Die Hauptstadt Porto Velho erschien mir im Vergleich zu anderen Hauptstädten Brasiliens recht armselig, dabei konzentriert sich rund um Porto Velho doch das hochlukrative Big Agrobusiness.
Porto Velho steht immer noch für den Wilden Westen Brasiliens. In kaum einem anderen Gebiet ist die Vernichtung des Urwalds so schnell und so massiv seit den 70er/80er Jahren vollzogen worden wie hier.
Im 19. Jahrhundert waren in die Wälder Amazoniens bereits SklavInnen geflohen und hatten dort Dörfer (quilombolas) errichtet. Dann kamen mit dem Kautschukboom Zapfer und Abenteurer. Einen großen Run erlebte Amazonien dann in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. Zehntausende Siedler/innen aus dem Nordosten und Süden (vor allem Paraná) wurden im Rahmen eines Kolonisierungsprojekts von der Militärregierung nach Amazonien zur „Integration“, Kontrolle und Inwertsetzung der so nutzlos erscheinenden Waldgebiete gelockt. Mit ihnen kamen die Glücksritter und danach dieses heute so viele Devisen scheffelnde Agrobusiness.
Die „Entwicklung“ folgt einem Muster: zuerst wird eine Schneise für die Straße in den Urwald geschlagen, damit die Holzfäller an ihre Ware kommen. Es wird gerodet und niedergerbrannt, was das Zeug hält mit staatlicher Förderung. Einher geht das damit die Vertreibung der dort lebenden povos originarios, tradicionais (traditionelle Bevölkerung Amazoniens, Indigene, Kautschukzapfer, Quilombolas…). Auf die Holzfäller folgen die Viehzüchter mit ihren Zebu-Rindern, und schließlich kommen die Sojapflanzer (in Peru Palmöl). Parallel dazu machen sich Bergbaufirmen und Goldsucher breit, verschmutzen die Gewässer. Riesenstaudämme werden gebaut.
Nachhaltige Wirtschaft mit stehenden Bäumen
Für mich war es der erste Besuch in dieser abgelegenen Region. Zuvor hatte ich im brasilianischen Nordosten und Südosten bereits über sieben Jahre gearbeitet, die überwiegende Zeit mit dem Deutschen Entwicklungsdienst. Eingeladen hatte mich die brasilianische Entwicklungsorganisation RioTerra als keynote speaker zu einem dreitägigen Seminar zum Thema „Waldschutz in Zeiten des Klimawandels“ und Netzwerkbildung anlässlich ihres 20 jährigen Bestehens.
In meinem Vortrag hielt ich mich mit Kritik an der gegenwärtigen Regierungspolitik zurück, legte Akzent auf internationale Abkommen, die auch Brasilien unterzeichnet hatte, auf Menschen- und indigene Rechte und Akteure wie das Klima-Bündnis europäischer Städte mit indigenen Völkern Amazoniens; berichtete über den deutschen Umgang mit Dürren, Waldsterben und Waldbränden, die die Jahre 2018 und 2019 kennzeichneten und ging schließlich auf die deutsch-brasilianische Entwicklungszusammenarbeit ein. Wer daraus eine Kritik ableiten wollte, konnte.
Auf dem gut organisierten Seminar stellten einschlägige NGO-Entwicklungsorganisationen der Bundestaaten Rondonia, Mato Grosso, Acre und Amazonas ihre Bemühungen zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Kleinbauerfamilien (sprich Siedler) und der „traditionellen“ Amazonien-BewohnerInnen bei gleichzeitigem Erhalt des Waldes vor. Acht dieser NGOs hatten 2018 den lockeren Verband AICA mit dem Ziel gegründet, gegenüber Geldgebern gemeinsam aufzutreten und in Berlin ein Verbindungsbüro zu eröffnen. Eine aus meiner Sicht interessante Initiative, ist es sonst doch das Privileg der reichen Länder im globalen Süden per Büros vertreten zu sein.
Die besagten NGOs finanzieren ihre Projekte bislang hauptsächlich über ein Programm des staatlichen Erdölkonzerns Petrobrás und über den oben bereits erwähnten Amazonien-Fonds. Durch den Regierungseingriff werden über letzteren seit Januar 2019 zum Missfallen der Gouverneure (zu vergleichen mit unseren Ministerpräsidenten) keine Neu-Projekte mehr bewilligt. Heute stehen die zivilgesellschaftlichen Organisationen mit dem Rücken zur Wand und suchen händeringend direkte Kontakte mit internationalen Gebern.
Zum Auftakt des Seminars im Theater der Stadt (250 Plätze) sang eine junge Dame die Hymne des Bundesstaates, in dem von klarem, blauem Himmel die Rede ist. Welch ein Widerspruch zur Realität.
Exkurs: Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit (EZ) mit Brasilien heute
Mit Brasilien verbindet Deutschland eine strategische Partnerschaft und ist Brasiliens größter ausländischer Geber. Heute aber gestaltet sich die Zusammenarbeit als extrem schwierig. Die langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit etwa mit dem Umweltministerium bei der Demarkierung indigener Territorien musste eingestellt werden.
Bolsonaro hatte vor seinem Wahlsieg angekündigt, nicht nur aus dem Pariser Klima-Abkommen auszusteigen, sondern auch das Umweltministerium abzuschaffen. Dann aber gab er dem Druck von innen und außen nach, sollte das Land doch 2019 die internationale Klimakonferenz COP ausrichten. Mit Begründung der hohen Kosten gab Bolsonaro dann aber die Konferenz nach Chile weiter. Dort fand sie wie bekannt dann angesichts der Massenproteste auch nicht statt, bis schließlich Spanien einsprang. Die Ergebnisse dieser COP waren spärlich nicht zuletzt da einige Länder wie die USA und Brasilien jede Entscheidung blockierten.
Heute ist das brasilianische Umweltministerium seiner Kompetenzen beraubt und erweist sich – ganz auf der Linie des Präsidenten – als Handlanger der Großagrarier, als Feind der Indigenen und der Umwelt.
BMZ/GIZ suchen die Zusammenarbeit mit Brasilien zu retten, und setzen nun auf das umstrittene Landwirtschaftsministerium. Dieses hatte auf sich durch die Freigabe Hunderter in der EU verbotener Agrargifte internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Das Landwirtschaftsministerium ist fest in der Hand von Viehzüchtern und Sojabauern. Fleisch und Soja gehören zu den wichtigsten Devisenbringern, Devisen, die das Land so nötig braucht.
Gespräche mit CIMI und CPT
In Porto Velho hatte ich auch Gelegenheit zu Gesprächen mit der Landpastorale CPT und dem Indigenen Missionsrat CIMI. Den Kontakt hatte mir der Koordinator von Misereor in Brasilia, ein ehemaliger DED-Entwicklungshelfer, vermittelt. Über CIMI und CPT bekam ich dann nochmals ganz andere Einblicke in die Region, in der gedungene Killer indigene und Umweltaktivisten straflos morden, Bauern eingeschüchtert werden, damit sie ihr Land verkaufen, die Umwelt aus Profitgier irreparabel zerstört wird.
CIMI und CPT gehören zu den Kräften in der katholischen Kirche, die ein grundsätzlich anderes Entwicklungsmodell anstreben als das bestehende neoliberale – weg von der industriellen Großlandwirtschaft und hin zum kleinbäuerlichen, agrarökologischen Betrieb. Von der Zentralregierung werden sie nicht umsonst zu Feinden erklärt. Zu den Entwicklungs-NGO sind sie auf Distanz, diese sind ihnen zu staatsnah. Misereor aber unterstützt beide, z. B. auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien.
CIMI-CPT konzipieren ihre Unterstützung von Projekten stets in einer befreienden Perspektive, d.h. zur Stärkung der lokalen Organisationen und zur Bewusstseinsbildung. Sie lehnen den Einsatz von Agrargiften ab, wenden sich gegen den Bau von Straßen insbesondere in indigenen Gebieten, positionieren sich gegen Neo-Extraktivismus. Die größten Bedrohungen sehen sie in den Bergbauunternehmen, Holzfällern und Großfarmern, aber auch in den sehr aktiven evangelikalen Religionsgemeinschaften. Diese hatten wesentlichen Anteil an Bolsonaros Wahlsieg und bestimmen heute die Politik des Landes mit (s. Corona-Krise).
An die Evangelikalen verliert die katholische Kirche immer mehr Schäfchen. Die Zerstörungen UND die rückläufige Präsenz der Kirche in Amazonien waren Hauptmotive für die Sonderversammlung der Bischofssynode für das Amazonasgebiet, zu der Papst Franziskus im Oktober 2019 nach Rom eingeladen hatte: „Amazonien. Neue Wege für die Kirche und für eine ganzheitliche Ökologie“. Diese führte im Vorfeld zu einer großen Beunruhigung der brasilianischen Regierung. Mit den Ergebnissen der Synode konnte die Regierung dann aber offensichtlich leben …
Von der Theorie zur Praxis
An das Seminar in Porto Velho schloss sich eine dreitägige Exkursion an, bei der das Engagement der NGOs an praktischen Beispielen in Baumschulen und kleinbäuerlichen Betrieben vorgestellt wurde. So besuchten wir z. B. von Misereor mitfinanzierte, erfolgreich installierte Biogasanlagen. Höhepunkt sollte schließlich ein Besuch bei den Indigenen Völkern der Gaviao und Arara sein.
Auf dem Weg zu den Projekten sehe ich über Hunderte von Kilometern nichts als baumlose Viehweiden und Sojafelder – für China und unsere Schweinemast. Ohnmacht und Wut überkommt mich, wenn ich mir vorstelle, dass da zu Zeiten der Geburt unserer Tochter, also vor 40 Jahren, noch überall Wald stand. Schon nach einem Jahr Soja muss kräftig gedüngt werden, nach zwei Jahren geben die Böden fast nichts mehr her und es muss weiter Urwald gerodet werden.
Kaum Ahndung von Umweltverbrechen – Begegnung mit Militärpolizei
Zu den früheren wichtigen Projektpartnern der deutschen EZ gehörte das Umweltinstitut IBAMA (vergleichbar dem deutschen Umweltbundesamt UBA), das seit dem 1.1. 2019 eine massive Zunahme an Umweltverbrechen, illegalen Landnahmen und Landkonflikten konstatieren muss. Hinter vorgehaltener Hand kritisieren Mitarbeiter/innen, dass sie ihren Aufgaben und Schutzfunktionen nicht mehr nachkommen können. Sie monieren neben den Stellen- und Haushaltsmittelstreichungen vor allem die präsidentiellen Ermunterungen zu Umweltverbrechen, die dann auch noch straflos bleiben.
Zur Durchsetzung der Umweltgesetze arbeitet IBAMA eng mit der Militärpolizei zusammen. Die PM hat keinen guten Ruf, auch nicht in Amazonien. Für die einen sind sie die verlängerten Arme der Großgrundbesitzer und Minenbetreiber, für die anderen die Eintreiber von Strafen, und Zerstörer von Geräten (illegaler) Goldschürfer und Holzfäller.
Auf einem Rastplatz komme ich mit einer Gruppe von Militärpolizisten ins Gespräch („Ist die Uniform nicht etwas zu warm für die Temperaturen?“). Als sie hören, dass ich aus Deutschland komme, klagt einer: zu wenig Unterstützung von oben, zu wenig Geld für Sprit, zu wenig Personal, um das riesige Gebiet zu kontrollieren. „Wir brauchen die deutsche Hilfe!“ Offensichtlich nehmen sie ihren Auftrag, die Einhaltung der Gesetze durchzusetzen, ernst. Sie fühlen sich dabei heute allein gelassen.
Besuch bei Indigenen: Gaviao und Arara
Meine erste Begegnung mit Indigenen geschah bei diesem Brasilien-Aufenthalt bereits am Tag meiner Ankunft in Brasilia, wo sich Tausende indigener Frauen zu einem Marsch (Marcha das Indigenas) versammelt hatten. Ihre Botschaft: Wir sind bedroht und leisten Widerstand! Wir fordern Schutz unserer Territorien, Investitionen in Erziehung und Gesundheit.
Nun sollte ich in Rondonia die Gelegenheit erhalten, zwei indigene Ethnien in ihrem Herkunftsgebiet zu besuchen. Die Gaviao und Arara waren vor wenigen Jahren noch vom Aussterben bedroht – durch eingeschleppte Krankheiten, durch Vertreibung und Mord. Inzwischen hat sich ihre Zahl nicht zuletzt dank staatlicher Protektion wieder erhöht.
Empfangen werden wir von den versammelten Gemeinden als Vertreter Deutschlands, der Schweiz und Canadas im großen, gerade eingeweihten Gemeinschaftshaus. Dem Maloca-Stil nachempfunden, zeichnet sich das stabil gebaute Haus aus durch einen Großen Versammlungssaal (Beamer an der Decke, elektrisches Licht, fließendes Wasser), sanitären Anlagen und Übernachtungsmöglichkeiten. Zum Auftakt wird getanzt, gesungen und es werden Ansprachen gehalten. Sie führen uns praktisch und in Präsentationen vor, wie und wovon sie leben. Durch den Verkauf von Para-Nüsse vermögen sie ihre Subsistenzwirtschaft zu ergänzen, ihre wichtigste monetäre Einkommensquelle.
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Ich bekomme Gelegenheit zu einer kurzen Ansprache, schildere, welch hohe Anerkennung das Wissen der Indigenen um die Mutter Erde in Europa genießt, erläutere, warum aus deutscher/europäischer Sicht die Unterstützung des Kampfs der indigenen Völker um ihre Lebensgrundlagen so wichtig ist, und spreche die international verbrieften indigenen Rechte an, Biodiversität und Klimawandel. Der Erhalt des Regenwalds und damit der indigenen Lebensgrundlagen ist in unserem ureigensten Interesse.
Heute suchen die Gaviao und Arara den Kontakt mit deutschen Partnern nachdem sie sich von der Regierung im Stich gelassen fühlen, einer Regierung, die nach der Verfassung auf den Schutz der Indigenen verpflichtet ist. Indigene sehen sich unter Bolsonaro verstärkt bedroht durch legale wie illegale Invasoren, durch Goldschürfer und Minenbetreiber, Sojaproduzenten und Viehzüchter und nicht zuletzt durch evangelikale Sekten. Und von einem Staudamm auf ihrem Gebiet, zu dessen Bau Bolsonaro gerade grünes Licht gab.
Was mir zunächst recht exotisch vorkam, Federschmuck und Baströckchen, Bemalung und Tänze, im Laufe der Zeit erkenne ich: diese Äußerlichkeiten sind wichtiger Teil ihrer Identität und nicht bloße Show für nicht-indigene Gäste. Nach dem Besuch schätzte ich die indigene Wirtschaftsweise im Gleichgewicht und in Einklang mit der Natur noch mehr, einer zirkulären Wirtschaft, angepasst an die Klimazyklen. Aber auch diese geraten heute durch Klimawandel, durch Dürren und Starkregen, zunehmend durcheinander. Eine neue, reale Bedrohung.
Basisdaten
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Autor: Dr. Werner Würtele ist Präsident des Lateinamerika-Forums Berlin e.V. und im Vorstand des DED-Freundeskreis. Er empfiehlt zum Weiterlesen www.lateinamerikaforum-Berlin.de.
Fotos: Werner Würtele und Denis (Porto Velho)
Empfehlen möchte ich auch die Linksammlung auf dieser Homepage zu Amazonien: www.lateinamwerikaforum-Berlin.de
[1] Offensichtlich finanziert vom Programa Petrobras Socioambiental
[2] Hier die Liste der AICA-Mitglieder:
- RIOTERRA –Centro de Estudos
- ECOPORÉ – Guaporé Ecological Action;
- FETAGRO –Federation of Rural Workers and Family Farmers of the State of Rondônia;
- PACTO DAS ÁGUAS –Pact of Waters;
- OPAN – Operacao Amazonia Nativa;
- ADERJUR –Juruena Rural Development Association;
- SOS AMAZÔNIA – SOS Amazon Association
Auch veröffentlicht in: notiert 82, Mitteilungen für Freunde und Förderer der DPDG Frühjahr/Sommer 2020 zum Thema „Bewahrung der Schöpfung?“S. 13 – 16
Fotor Credits Beitragsfoto: Flickr, Mídia NINJA, Brigada Amazônia – Rota Chico Mendes • 15 a 20/09/2019 • Acre, CC BY-NC-SA 2.0