Neue geopolitische Ordnung und die Rolle Brasiliens
Am 10. Juli 2025 richtete der US-amerikanische Präsident Donald Trump ein Schreiben an die brasilianische Regierung, in dem er ankündigte, ab dem 01. August sämtliche brasilianischen Exporte mit einem pauschalen Zollsatz von 50 % zu belegen. Erstmals bei den zahlreichen, oft erratischen Zollentscheidungen seiner Präsidentschaft wurde dabei explizit ein politisches Motiv genannt: Trump fordert die Einstellung des Strafverfahrens gegen den ehemaligen rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro wegen versuchten Umsturzversuchs. Damit fordert er faktisch ein Eingreifen der brasilianischen Exekutive in ein laufendes Verfahren vor dem Obersten Gerichtshof – ein gravierender Angriff auf die Gewaltenteilung in einer demokratischen Rechtsordnung.
Die USA verzeichnen seit über 15 Jahren einen Handelsüberschuss im bilateralen Handel mit Brasilien. Das von Trump üblicherweise vorgebrachte Argument, Handelszölle dienten dem Abbau von Defiziten, greift hier also nicht. Es geht offenkundig um geopolitischen Druck. Parallel dazu attackiert und bedroht Trump erneut die BRICS-Staaten – jenen Zusammenschluss zentraler Länder des Globalen Südens, dessen jüngster Gipfel wenige Tage zuvor unter brasilianischem Vorsitz in Rio de Janeiro stattfand.
Diese Vorgänge unterstreichen die Aktualität und Bedeutung der hier dokumentierten Veranstaltung zur brasilianischen Außenpolitik, die am 13. Mai 2025 stattfand. Die Veranstaltung wurde vom Lateinamerika Forum Berlin organisiert und in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung, dem Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin sowie dem Maria Sibylla Merian Centre Conviviality-Inequality in Latin America (MECILA) durchgeführt. Sie war Teil des Berliner-Brasiliendialogs (BBD), einer zivilgesellschaftlichen Plattform, die seit 2018 Veranstaltungen zu Brasilien organisiert.
Im Anhang findet sich ebenso ein Beitrag von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, der in verschiedenen internationalen Medien – u. a. in Europa und Japan – erschienen ist und die brasilianische Position zum Multilateralismus verdeutlicht.
Mit Dank an die Podiumsteilnehmer:innen, die Co-Moderatorin Myriam Sauer sowie das zahlreiche und engagierte Publikum wünsche ich eine anregende und erkenntnisreiche Lektüre.
Dr. Luiz Ramalho
Vorsitzender des Lateinamerika-Forums Berlin (LAF Berlin e.V.)
Bericht: Brasilien herausgefordert
Beitragsbild: Ricardo Stuckert