Haiti hat einen enorm hohen Preis für seine Unabhängigkeit 1804 bezahlt. Als zweiter Staat der Amerikas, nach den USA, erreichte Haiti die Unabhängigkeit durch eine Revolution. Es war zudem das erste Land der Welt, das die Sklaverei abschaffte. Doch im Juli 1825 erklärte sich die haitianische Regierung unter Jean-Pierre Boyer bereit, die gigantische Summe von 150 Millionen Goldfrancs an den französischen Staat zu zahlen – als „Entschädigung“ für seine Unabhängigkeit. Diese Schuld trägt das Land seit 200 Jahren.
Und Haiti heute? Das Land versinkt in Gewalt und Chaos: Banden terrorisieren es, der Staat ist gescheitert. Religiöse Konflikte zwischen afrohaitianischen Priestern und evangelikalen Sekten eskalieren, während Oligarchen von der Instabilität profitieren. Kriminelle kontrollieren Schulen und Stadtteile, Massaker und öffentliche Hinrichtungen sind Alltag. Umweltzerstörung und wirtschaftlicher Niedergang verschärfen die Krise, fast die Hälfte der Bevölkerung ist unterernährt. Die Migration steigt rasant: 2023 beantragten 350.000 Haitianer:innen Asyl, die Dominikanische Republik reagiert mit Deportationen. Das Erdbeben von 2010 hinterließ Mega-Slums, der Wiederaufbau scheiterte. Internationale Hilfen blieben ineffektiv, UN-Friedenstruppen zeigen auch heute kaum Wirkung. Korruption verschärft die Notlage, massive Abschiebungen aus den USA sind mit Donald Trump an der Tagesordnung.
Aber es gibt eine andere Seite: Trotz Armut und Gewalt gibt es Ansätze zur Selbstorganisation. Die Bevöl-kerung zeigt beeindruckenden Mut und Widerstandskraft. Trotz Bandengewalt und politischer Instabilität organisieren sich viele Menschen, um ihre Gemeinschaften zu schützen und Alternativen zur Gewalt zu schaffen. Haitianer:innen initiieren Projekte für Bildung, Gesundheit und Nahrungssicherheit. Die haitia-nische Diaspora leistet finanzielle Unterstützung und setzt sich für Veränderungen ein. Internationale Hilfe war oft ineffektiv, doch neue Ansätze wecken Hoffnung – ein Zeichen für Haitis ungebrochenen Kampfgeist.
Die Veranstaltung findet in Anlehnung an den ila-Schwerpunkt Nr. 483 „Haiti – 1825 – 2025“ statt, der am 05. März 2025 erscheint
Referentinnen:
Katja Maurer
Katja Maurer war lange Leiterin der Öffentlichkeitsabteilung und Chefredakteurin des „rundschreibens“ bei medico international. Seit 2010 publiziert sie regelmäßig zu Haiti und hat gemeinsam mit Andrea Pollmeier das Buch veröffentlicht: „Haitianische Renaissance – der lange Weg zur postkolonialen Befreiung“, erschienen bei Brandes&Apsel.
Christian Frings
Christian Frings, Köln, ist Aktivist, Autor und Übersetzer. Seit den 1970er-Jahren beschäftigt er sich mit der Kritik der politischen Ökonomie von Marx, der Entwicklung des kapitalistischen Weltsystems und globalen und lokalen Klassenkämpfen. Zuletzt übersetzte er „Dekolonialer Marxismus“ von Walter Rodney.
Anja Mertineit
Anja Mertineit arbeitet seit 2000 bei Misereor. Aktuell ist sie als Regionalreferentin in der Abteilung Lateinamerika und Karibik für die inhaltliche Zusammenarbeit mit den Misereor-Partnerorganisationen in der Karibik zuständig. Haiti ist hier Förderschwerpunkt, mit einigen Partnerorganisationen in der Dominikanischen Republik und Kuba. Ihr besonderes Interesse gilt der Unterstützung von Veränderungsprozessen in Verantwortung der lokalen Gemeinschaften und damit verbunden der kritischen Auseinandersetzung mit der Rolle der Misereor-Partnerorganisationen und Misereors.
Malte Seiwerth
Malte Seiwerth arbeitet als freier Journalist für deutschsprachige Medien und ist Mitglied des Korrespondentennetzwerks Weltreporter. Er schreibt unter anderem für die Frankfurter Rundschau, den Evangelischen Pressedienst und ND-Aktuell.
Moderation
Heidi Feldt
(LAF Berlin)
Britt Weyde
(ila)
Wir freuen uns über Ihre Teilnahme!
Die Veranstaltung findet auf Deutsch via Zoom statt und wird zusätzlich als Livestream im O-Ton via Facebook übertragen.
Eine Aktivität des LAF Berlin e.V. in Kooperation mit der ila.
Beitragsbild: Claudette Coulanges
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