Panama – kleines Land in seiner Komplexität erfassen

Beitrag zu „Panama im Fokus“ Veranstaltung am 18.01.2018 im LAF Gemäß einer Studie des Gallup Instituts (2011) zählen sich die panameños zu den glücklichsten Menschen der Welt. In Janoschs Kinderbuch “ Oh, wie schön ist Panama“ ist es das Land der Träume – und wie wir nun dank journalistischer Recherchen wissen, war und ist es auch das […]

Beitrag zu „Panama im Fokus“

Veranstaltung am 18.01.2018 im LAF

Eröffnung durch LAF-Präsident W. Würtele

Gemäß einer Studie des Gallup Instituts (2011) zählen sich die panameños zu den glücklichsten Menschen der Welt. In Janoschs Kinderbuch “ Oh, wie schön ist Panama“ ist es das Land der Träume – und wie wir nun dank journalistischer Recherchen wissen, war und ist es auch das Traumland Tausender von Steuervermeidern und -hinterziehern, siehe Panamá-Papers.
Doch zugegeben: eigentlich wissen wir nur wenig über Panama, über das Land und seine Menschen.

Die Referentin Lic. Yaritza Espinosa aus Panama analysierte in ihrem Vortrag „Panamá im Fokus“ am 18.01.2018 im LAF sowohl die Vielfalt und Komplexität, als auch die Herausforderungen und Perspektiven ihres Landes, dem jüngsten Lateinamerikas.

Panama hat eine Besonderheit: seinen überaus starken Dienstleistungssektor, ausgerichtet auf den berühmten Kanal und die Banken.
Seit Panamá 1999 die Hoheit über den Kanal erlangte, gehört das Land zu den stabilsten und wohlhabendsten der Region.  Zuvor hatten die wie eine Kolonialmacht auftretenden USA die Kanaleinnahmen fast vollständig in die eigene Tasche gesteckt.

Eine wohlgefüllte Staatskasse ist eine Sache, die Verteilung von Vermögen und Einkommen eine andere. Panama rangiert in Lateinamerika unter den Ländern mit der stärksten Ungleichheit bei der Vermögensverteilung. Drei Gesellschaftsgruppen sind besonders von der Armut betroffen: Indigene, Afro-panameños und Kleinbauern.
Sehr kritisch sieht es auch bei der Korruption aus: Nach Transparency International steht Panama auf der gleichen Stufe wie Venezuela, weshalb das Land auch auf eine schwarze Liste der EU-Kommission geriet. Vor kurzem allerdings nahm die Kommission unter Kritik das Land wieder von der Liste, da es beteuerte, Korruption nachhaltig bekämpfen zu wollen. Schauen wir, was passiert.
In der Region und so auch in Panama sind verschiedene Organisationen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit präsent.

Anna Reismann, KAS

Diese beschäftigen sich mit Fragen der „guten Regierungsführung“, Bildung und Armutsbekämpfung. So z. B. die Konrad-Adenauer- Stiftung (KAS), die an diesem Abend vertreten war und ihre Projekte kurz vorstellte.
In der Debatte wurde auf Alternativen zum Kanal (vgl. Chinas Interessen) und natürlich auf die sog. Panama Papers eingegangen. Bei den Papers handelt es sich um ein Datenleck, welches massenhaft Briefkastenfirmen und Firmengeflechte zur Steuerhinterziehung ans Licht brachte. Ein Gast verwies darauf, dass – seltsam – unter den Banken weder panamaische noch US-Banken zu finden waren.

Erwartungen an Staat

In ihrem Schlusswort mahnte die Referentin eine konsequente Umweltpolitik und gerechtere Verteilung der Staatseinnahmen zugunsten der sozial benachteiligten Bevölkerung im städtischen und vor allem im ländlichen Raum an.

Moderator Dr. Werner Würtele bedankte sich bei Lic. Yaritza Espinosa für ihren inhaltsreichen, engagierten Vortrag und beim Publikum für die lebhafte Diskussion.

Botschafter Spadafora (rechts)

 

 

Erstmals in seiner 25-jährigen Geschichte war Panama Gegenstand einer LAF-Veranstaltung. Das LAF freute sich deshalb besonders über die Teilnahme des Herrn Botschafters von Panamá, S.E. Dr. Guido Spadafora, seiner Gattin Frau Celsa Carreiro und Frau Kulturattachée Lic. Isadora Pascual bei dieser LAF-Premiere.
Der Präsident des LAF brachte zum Schluss seine Hoffnung zum Ausdruck, dass der Abend beim Publikum etwas die Neugierde geweckt hätte, dieses schöne Land einmal persönlich kennenzulernen – im Gegensatz zu dem kleinen Tiger und dem kleinen Bären, die ja wie bekannt, Panama nie erreichten.

Kristin Bergen (Praktikantin des LAF Berlin e. V.) und Werner Würtele

Fotos: Bernd Schulze

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