Interview mit Raban Freiherr von Mentzingen, Mitbegründer des LAF

Den heute 81-jährigen Mitbegründer des Lateinamerika-Forums Berlin e.V. interviewte Werner Würtele am 27.04.2016 im Bikini-Haus Berlin. Zur Person: langjähriger Referent des Bundespresseamtes, Presseattaché an der (west-)deutschen Botschaft in Santiago de Chile 1973 – 1977, Ankunft kurz vor dem Putsch. Zusammenarbeit mit Amnesty international zur Rettung politisch Verfolgter. Frhr. von Mentzingen war Präsident des LAF von […]

Den heute 81-jährigen Mitbegründer des Lateinamerika-Forums Berlin e.V. interviewte Werner Würtele am 27.04.2016 im Bikini-Haus Berlin. Zur Person: langjähriger Referent des Bundespresseamtes, Presseattaché an der (west-)deutschen Botschaft in Santiago de Chile 1973 – 1977, Ankunft kurz vor dem Putsch. Zusammenarbeit mit Amnesty international zur Rettung politisch Verfolgter.
Frhr. von Mentzingen war Präsident des LAF von 1992 bis 1998. Seit seiner Pensionierung lebt er mit seiner Frau Nelly in Portugal, von wo aus er mit Gleichgesinnten derzeit Flüchtlingsprojekte in Nord-Syrien unterstützt.

Raban Frhr. von Mentzingen

Raban Frhr. von Mentzingen (Foto: ©Würtele)

Was motivierte Dich zur Gründung des LAF?
Zwischen Lateinamerika-Institut, Ibero-amerikanischen Institut und FDCL/Lateinamerika Nachrichten erkannten wir eine „Marktlücke“ für eine Organisation mit Lateinamerika-Bezug, politisch nicht festgelegt, mit umfassendem vielseitigem Programm, das auch kulturelle Themen einbezog. Unser großes Projekt war damals die Errichtung eines Lateinamerika-Hauses, das leider nie Wirklichkeit wurde.

An welche Veranstaltungen erinnerst Du Dich besonders?
Wir hatten eine Reihe „Von Lateinamerika lernen“ in der wir z. B. Gäste aus Süd-Brasilien zu ihren Erfahrungen mit dem Partizipativen Bürgerhaushalt befragten. Eine andere zum Drogenanbau. Dazu liehen wir uns vom Botanischen Garten eine Coca-Pflanze aus. Die Polizei zählte jedes einzelne Blatt und siehe da, es fehlte bei der Rückgabe keines …. Aufsehen erregte auch unser Dosen-Happening am Brandenburger Tor gegen die Bierdosenproduktion.
Ach ja und 1993 die denkwürdige dreitägige Veranstaltung namens Pachamama mit acht Vertretern indigener Völker aus Lateinamerika, Juristen, Ethnologen, Ökonomen, bei dem Du ja auch als Moderator und Dolmetscher mit gewirkt hast.
(Der DED brachte damals die Redebeiträge in einer Broschüre heraus. Seither hat sich auf dem Gebiet der indigenen Rechte, s. etwa Konvention der Vereinten Nationen, viel getan.)

Welche Bedeutung hatten für das LAF in der Frühphase Kooperationen?
Große Bedeutung. Wir arbeiteten eng zusammen mit dem Ibero-amerikanischen Institut (Hr. Briesemeister), dem LAI, politischen Stiftungen und Botschaften, dem Auswärtigen Amt sowie mit meinem Arbeitgeber, dem Bundespressamt, über das wir zu verschiedenen Veranstaltungen Gäste aus Lateinamerika (s. Pachamama) einladen konnten.

Hattet Ihr damals ein Büro?
Nein, ich darf es gar nicht sagen: Ich hab die LAF-Veranstaltungen z. T. auch von meinem Arbeitsplatz aus organisiert. Wir hatten regelmäßige Arbeitstreffen, Eurem Jour Fixe vergleichbar, machten gemeinsame Exkursionen und organisierten Sommerfeste.

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Nach vielen Jahren Wiederbegegnung: Schwester Karoline und Raban Frhr. von Mentzingen (Foto: ©Würtele)

Möchtest Du etwas zu unserem derzeitigen Programm sagen?
Ich bin schwer von Eurem Programm, an dem ich leider nicht teilnehmen kann, beeindruckt, von der Anzahl der Veranstaltungen, Vielfalt, genauso wie von der inhaltlichen Ausrichtung. Ich versuche bei unserem nächsten Berlin-Besuch bei der Veranstaltung mit Schwester Karoline Mayer zugegen zu sein, eine kämpferische Frau der Theologie der Befreiung, die ich sehr schätze.

Was empfiehlst Du uns?
Ihr solltet mal was zum Thema Freihandel (TTIP, Transpazifische Partnerschaft) und Auswirkungen auf die verschiedenen lateinamerikanischen Länder machen.

Raban, ich danke für das Gespräch.