Das LAF Berlin wird 30!

Ein geschichtlicher Rückblick von Bernd Breuer Was war die Ursache für die Gründung des LAF? Es gab in den 80er Jahren vielfältige Beziehungen zwischen West-Berlin und Lateinamerika (LA); aber 1990 gingen die Lichter für LA in Berlin aus. Politische Schwerpunkte waren nun die ehem. DDR, die GUS-Staaten und im Entwicklungsbereich Afrika. Wer hatte die Gründungsidee? Es waren Bernd […]

Ein geschichtlicher Rückblick von Bernd Breuer

Was war die Ursache für die Gründung des LAF? Es gab in den 80er Jahren vielfältige Beziehungen zwischen West-Berlin und Lateinamerika (LA); aber 1990 gingen die Lichter für LA in Berlin aus. Politische Schwerpunkte waren nun die ehem. DDR, die GUS-Staaten und im Entwicklungsbereich Afrika.

Wer hatte die Gründungsidee? Es waren Bernd Breuer, Auslandsmitarbeiter der KAS in Chile und langjähriger Lateinamerikareferent der DSE und Oscar Weidert, Deutsch-Argentinier, bei Schering tätig und Chef der Iberoamerikanischen Vereinigung, die durch das AA viele Jahre Fördermittel erhielt, was aber 1990 eingestellt wurde. Weidert und Breuer kannten sich von vielen Abschiedsabenden der DSE für Gruppen aus LA in der Villa Borsig auf
Reiherwerder in Berlin-Tegel.

Beide haben in den ersten Wochen weitere potentielle Gründungsmitglieder vor allem im Bereich Politik, Wissenschaft, Entwicklungshilfe, Publizistik, Kultur und Diplomatie gesucht und gefunden, so die Profs. Briesemeister vom IAI und Nitsch vom LAI der FU, den chilenischen Botschafter in Ostberlin, Victor Gonzales Mertens, früherer Minister unter Frei und ein guter Bekannter von mir seit 1966, und Raban Freiherr von Mentzingen, Leiter der Bundespresseagentur, gegenüber den Botschaften von Chile und Peru in der heutigen Anton-Wilhelm-Amo-Straße. Hinzu kamen Mitglieder verschiedener Parteien und des Abgeordnetenhauses sowie Publizisten wie Herr Klicker.

Es gab noch keine politischen Stiftungen und Botschaften in West-Berlin. Während der Gründungsphase, die 2 Jahre dauerte, traf sich die langsam wachsende Gründungsgruppe anfangs wöchentlich, später monatlich, um den möglichen Aufgabenbereich des LAF sowie die Details für die Statuten des LAF als gemeinnützigen Verein zu erarbeiten und ins Vereinsregister eintragen zu lassen, was Ende 1992 endlich gelang. Außerdem suchten wir Räume für ein Büro sowie für Veranstaltungen. Diese wechselten in der Anfangsphase – aber auch später – ständig. Der 1. Vorstand wurde geleitet von R.v. Mentzingen, Stellvertreter war Prof. Briesemeister, Schatzmeister in mehreren Vorständen bis 2004 war BB.

Diverse aktive Mitarbeiter aus der ehem. DDR konnten als Mitglieder gewonnen werden, so Prof. Hans Otto Dill, der beste Kenner der LA-Literatur in Deutschland und Dr. Winfried Hansch von der Humboldtgesellschaft und früherer Diplomat in Botschaften der DDR in LA.

Publikationen und Veranstaltungen des LAF 

Ein Buch für Lateinamerikaner in Berlin als Orientierungshilfe „Quién es quién en Berlín“ in Spanisch mit Vorwort von Dr. Hansch und eine Monatszeitschrift, Chasqui“ von Dr. Haupt; sie wurde wegen zu hoher Kosten nach vielen Monaten wieder eingestellt.

Eine zeitlang gab es monatlich ein Treffen für LAF-Mitglieder in einer Gastwirtschaft im Tiergarten, wobei nur Spanisch gesprochen werden sollte. Mindestens einmal im Monat gab es eine Veranstaltung des LAF, mit der Folge, dass die Zahl, der Mitglieder langsam anstieg. Dabei konnte der Vorstand immer wieder auf andere Veranstaltungsorte zurückgreifen, viele davon im Simon-Bolivar-Saal des IAI, im Haus der Kulturen der Welt und einmal sogar in der Kongresshalle.

Die behandelten Themen waren recht heterogen und betrafen meistens spezielle Aspekte einzelner Länder oder regionale Probleme wie Umwelt und Indigene. Ein Thema lautete: ,,Was geht Deutschland die Coca an“, mit Erläuterungen zu dieser für Andenbewohner so wichtigen Pflanze, die dort gekaut wird aber eben auch Grundlage für Drogenhandel mit Industrieländern ist.

Ausgangspunkte waren meist die Referenten, die das LAF engagieren konnte. Darunter waren auch herausragende und bekannte Persönlichkeiten wie die beiden berühmten Dichter Eduardo Galeano aus Uruguay mit seinem Buch ,,Die offenen Adern Lateinamerikas“ und Ernesto Cardenal aus Nicaragua, der seine Gedichte vortrug. Beide hatten jeweils mehrere Hundert Zuhörer. Eine Zeitlang konnte das LAF verschiedene Botschaften LAs in Berlin zu gemeinsame Veranstaltungen des jeweiligen Landes gewinnen.

Verschiedentlich gelang auch die Zusammenarbeit mit den Stiftungen der politischen Parteien, vor allem der KAS, FES, FNS, HBS und mit entwicklungspolitischen Stiftungen wie der DSE/InWent, CDG, DED, und GTZ/GIZ sowie mit wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen wie das DIE und das IAK der FU-Berlin. Viele Veranstaltungen fanden in den Räumen des DGB sowie des spanischen Cervantes-Instituts statt, darunter der besondere Beitrag von Hernan de Soto, Herausgeber von ,,El otro Sendero“ und Berater der peruanischen Regierung unter Fujimori.

Weitere herausragende Veranstaltungen können von den langjährigen Vorsitzenden und Stellvertretern des LAF-Forums wie Helmut Palla, Dr.Werner Würtele und Dr. Günter Zenk und Dr. Kerstin Störl sowie Mitgliedern wie die Profs. H-O-Dill u. Manfred Nitsch ermittelt werden.

Bernd Breuer, 28.09.2022