Doku-Film, 45 Minuten, anschließend Diskussion mit Uli Koch, Ko-Produzent und Projektleiter
Rio de Janeiro ist eine Stadt mit vielen Gesichtern. Hier die Downtown City mit ihrem glitzernden Geschäftszentrum und Stränden wie der Copacabana“, dort die Favelas, die die Hügel hinaufziehen, wo Hunderttausende auf engstem Raum in kleinen Hütten leben müssen.
Im Film „Music for the Slums“ tauchen wir tief ein in die Lebenswelt „Favela“. Gezeigt wird in differenzierter Weise, mit welchen Problemen die Bewohner/innen im Alltag immer wieder konfrontiert werden und wie schwer es ist, sich aus dieser Lage zu befreien.
In einer dieser Favelas – der Rocinha – treffen wir auf Uli Koch, einen Lehrer aus Süddeutschland, der hier seit vielen Jahren erfolgreich ein Musikschulprojekt unterstützt. Mit seiner ganzen Energie stemmt er sich gegen die Kluft zwischen „Arm und Reich“ und hilft, für rund 300 Kinder aus der Favela einen kostenlosen Musikunterricht zu organisieren. Die Musik ermöglicht den Kindern und Jugendlichen den Blick in eine andere, bessere Welt – jenseits von Armut, Prostitution, Kriminalität, Gewalt und Drogenhandel …
Im Anschluss an den Film steht Ihnen der Projekt-Initiator und Ko-Produzent des Films, Uli Koch, für ein Gespräch zur Verfügung. Der Film hatte in Reutlingen im Juni 2016 Premiere. An ihr nahmen 150 Gäste teil.
Die (hoffentlich großzügigen) Spenden des Abends gehen an die Musikschule in der Rocinha.
Regie/Kamera/Schnitt: Joachim Stall. 2. Kamera: Claus Conzatti
Regieassistenz: Maike Bouschen. Redaktion: Joachim Stall und Uli Koch
Organisation/Crowdfunding:Uli Koch. Produktion: Joachim Stall – Medienproduktion Reutlingen
Eine Kooperationsveranstaltung des Lateinamerika-Forums Berlin e.V. und dem Weltfriedensdienst e.V.
Fünf Fragen an den Initiator des Projektes „Escola de Música da Rocinha“ Uli Koch
Im Anschluss an unsere Veranstaltung Music for the Slums – Musikschule in der Favela: Rocinha gibt Hoffnung stand uns Uli Koch, Ko-Produzent des Films „Music for the Slums“ und Initiator des Musikschulprojektes „Escola de Música da Rocinha“, für einige Fragen zur Verfügung.
1) Aus welcher Motivation heraus wurde die
„Escola de Música da Rocinha“ gegründet? Welchen Problemen, die ein Lebensraum wie die Rocinha mit sich bringt, wollten Sie damit entgegengewirken? Wer sind die Akteure in der Musikschule?
Ich habe die Musikschule Rocinha gegründet, weil ich das Leben der dort lebenden Kinder verbessern will. Sie leben in häuslicher Enge, oft verbunden mit Mangel an Zuwendung und Entwicklungsmöglichkeiten. Hinzu kommt ein soziales Umfeld, was von den Drogengangs beherrscht wird, voller Gewalt mit fast täglichen Schießereien. Dagegen ist die Musikschule eine Oase des Friedens, der Zuwendung, der Bildung und Kultur, wo die Kinder Anerkennung und Selbstwertgefühl bekommen. Das vermitteln unsere Lehrer und Mentoren mit Geduld und Hingabe.
2) Auf der Homepage der Musikschule heißt es: „Por isso a Escola de Música acredita no poder da arte e da cultura como ferramentas de transformação social.“ Wie wird auf eine soziale Transformation hingearbeitet? Welche konkreten Ziele sind damit gemeint?
Die soziale Transformation geschieht vor allem durch das Einüben von sozialer Kompetenz, die beim gemeinsamen Musizieren und Singen, im aufeinander Hören und in der Einordnung in ein Ganzes gefördert wird. Hinzu kommt, dass den Kindern bewusst gemacht wird, dass sie Potential haben, was ihr Selbstwertgefühl stärkt und ihnen das Gefühl gibt, dass sie vollwertige Bürger der Gesellschaft sind.
3)„Die Macht der Kunst und der Kultur als Werkzeug“ heißt es weiterhin auf der Homepage – dies bezieht sich im Fall ihres Projektes vor allem auf die Musik. Wie kommt Musik zum Einsatz?
Die Musik ist in der Tat ein Vehikel zur Transformation dieser Kinder. In vielen Konzerten unserer verschiedenen Ensembles, Bands, Chören und des Orchesters stehen unsere Kinder und Jugendlichen selbstbewusst auf der Bühne und sind stolz auf ihre Leistung. Das macht sie stark für das Leben, auch für andere Bereiche. Bisher haben 73 SchülerInnen studiert bzw. befinden sich noch im Studium.
4) Wie werden sich die jüngsten politischen Ereignisse in Brasilien bemerkbar machen, in der Rocinha und auch im Hinblick auf die Arbeit der Musikschule?
Die politische und wirtschaftliche Krise Brasiliens hat gerade in der Rocinha sehr negative Auswirkungen. Die Kluft zwischen arm und reich nimmt wieder zu, die schlecht bezahlte Polizei wird zunehmend korrupt und die Drogengangs kehren zu alter Macht und Stärke zurück. Inmitten dieser negativen Energie einer verlorenen Welt gewinnt die Musikschule an Gewicht, denn sie setzt die positive Energie, die von der Musik ausgeht, als Hoffnung auf eine bessere Welt dagegen.
5) Wie kann man Ihr Projekt von Deutschland/Europa aus unterstützen?
Es gibt den Verein Hoffnungsklänge e.V., der deutschlandweit Spenden sammelt. Hinzu kommen Benefizkonzerte und Sponsoren-Spenden.
Wir suchen aber ständig nach neuen Türen, kleinen und großen, die sich öffnen, um das Projekt auch weiterhin zu finanzieren.
Zurzeit befinde ich mich auf einer Film-Tournee für den Dokumentarfilm „Music fort he Slums“.
Das LAF bedankt sich herzlich bei Ihnen und wünscht Ihnen viel Erfolg für all Ihre Vorhaben.
Die Fragen stellte Gabriela Randig, ehrenamtliche Mitarbeiterin des LAF