“Militarisierung in Lateinamerika” mit Simon Ernst, Roberto Frankenthal, Dr. Gaby Küppers und Dr. Luiz Ramalho. Moderation: Gert Eisenbürger
Ein Webinar der Informationsstelle Lateinamerika (ILA) in Zusammenarbeit mit dem LAF Berlin
Den Rückblick auf die Veranstaltung lesen Sie hier …
Wie in Zeiten der Militärdiktaturen der siebziger und achtziger Jahre patrouillieren in Zeiten von Corona wieder überall in Lateinamerika Militärs auf den Straßen oder vor Supermärkten, regeln Wohngebiete ab und überwachen Ausgangssperren. Dabei werden die Militärs oft als die einzige Institution präsentiert, die in der Lage sei, den neuen inneren Feind, das unsichtbare Corona-Virus, zu bekämpfen.
Dafür, dass Militär in Krisenzeiten eingesetzt wird, gibt es natürlich Gründe: Es verfügt über Infrastruktur wie Transportkapazitäten oder Schutzkleidung und es hat außerhalb von Kriegszeiten freie personelle Ressourcen. Heute konstatieren wir eine Tendenz zur Militarisierung Lateinamerikas, die jedoch nicht erst mit der Pandemie begann. Die Zeiten, in denen es nach dem Ende der Militärdiktaturen einen breiten Konsens gab, dass die Streitkräfte nur für die Landesverteidigung zuständig sein sollten, sind vorbei. Seit der Regierungsübernahme konservativer bzw. rechtspopulistischer Kräfte in vielen lateinamerikanischen Staaten spielen Militärs wieder eine stärkere öffentliche politische Rolle – und nicht nur in Brasilien.
- Ist die politische und juristische Auseinandersetzung um die Menschenrechtsverletzungen während der Militärdiktaturen – etwa in den sog. Condor-Staaten – an ein Ende gekommen („Erinnerungskulturen“)? Wie wird länderübergreifende Repression heute gesehen?
- Was bedeutet es für die Gesellschaften und demokratischen Strukturen, wenn Militärs immer häufiger und in immer mehr Ländern polizeiliche Aufgabenübernehmen?
- Welchen Einfluss hat das Militär in Brasilien, und was bedeutet das für die Demokratie?
- Welche Rolle spielt das Militär im heutigen Venezuela, und warum unterstützt es nicht die traditionelle Eliten, sondern die Regierung Maduro?
- Fast alle lateinamerikanische Armeen haben in den letzten Jahren Frauen aufgenommen. In einigen Ländern liegt ihr Anteil bei über 20 Prozent. Hat das etwas an Philosophie und Strukturen der Streitkräfte verändert?
Schließlich blicken wir in das Jahr 2020: Wie hat die Corona-Krise die Militarisierung befördert – sind längerfristige Konsequenzen zu erwarten?
Eine Kooperationsveranstaltung der Informationsstelle Lateinamerika ILA e.V. und dem Lateinamerika-Forum Berlin e.V.
Bitte um anmeldung@lateinamerikaforum-berlin.de
- Zu dem Webinar ist erschienen: ILA Heft NR: 436, Juni 2020, “Militarisierung in Lateinamerika”. ILA Das Lateinamerika-Magazin, ila-web.de
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