Lateinamerika in Krise…befand sich Lateinamerika in den vergangenen fünf Jahrzehnten jemals nicht im Krisenmodus? Der Kontinent war immer in Bewegung, geplündert von imperialen ökonomischen Mächten, die Eduardo Galeano in seinem klassischen Werk über die „Offenen Adern Lateinamerikas” anklagte, kritisch beleuchtet von seinen großen Literaten, die in aller Welt Begeisterung auslösten, befruchtet von den Ideen sozialer Kräfte, die für ihre Rechte auf Land, bei den politischen Entscheidungen gegen repressive Kräfte kämpften und kämpfen.
Heute geht es in Lateinamerika immer noch um Souveränität über das Land, über die Nahrungsproduktion, über die mineralischen und biotischen Ressourcen, es geht um indigene Landrechte in Amazonien, die Bodenschätze Boliviens, die genetischen Pools auf dem Kontinent. Es geht um Demokratie. Dabei spielen neue Entwicklungsstrategien eine Rolle, die unter dem Begriff des “Neo-Extraktivismus” zusammengefasst, auch hierzulande kontrovers diskutiert werden. Immer mehr wird klar, dass die Region sich nicht nur in einer globalisierten Welt, unter dem Einfluss des Weltmarktes befindet, sondern auf einem geopolitisch gestalteten Planeten Erde.
Die in Kürze in Paris zu vereinbarenden klimapolitischen Begrenzungen haben Auswirkungen auf politische Spielräume lateinamerikanischer Regierungen. Sie haben Folgen für die Ökonomie und sind eine gewaltige Herausforderung für soziale Bewegungen. Neue geopolitische Konstellationen wie das TTIP im atlantischen und das TPP im pazifischen Raum sowie das Konstrukt von BRICS werden die Koordinaten Lateinamerikas in der Weltpolitik radikal verändern. Und so muss auch die Lateinamerikaforschung Neuland betreten, das freilich eine lange Geschichte hat: nämlich die naturwissenschaftlichen/ kulturwissenschaftlichen Studien eines Alexander von Humboldts auf der Höhe unserer Zeit fortentwickeln… Wir laden Sie herzlich ein zur Debatte mit Elmar Altvater!
1. Mai 2018: Wir trauern um Elmar Altvater
“Mit Wehmut muss ich Dir leider absagen”. Elmar hatte im Dezember 2015 bei der Veranstaltung im LAF zugesagt, anlässlich der 280. Geburtstagsfeier – seine 80, Karl Marx 200 – beim Lateinamerika-Forum Berlin zum Themenkreis “Was der Marxismus heute für Lateinamerika bedeutet” zu sprechen. An diese Zusage hatte ich ihn im Januar erinnert. Seit ich Elmar 1971 bei seiner Antrittsvorlesung am OSI erstmals hörte, faszinierte mich seine scharfsinnige brillante Analyse und Rhetorik insbesondere zur Politischen Ökonomie. Wie kein zweiter repräsentierte er die Verbindung der sozialen und ökologischen Frage, war der Arbeiter- wie der Umweltbewegung verpflichtet- und liebte Brasilien! Er hinterlässt uns seinen Optimismus und seine Vision einer solidarischen, solaren, gerechten, besseren Welt. Sie gilt es weiter zu erkämpfen. Wir verneigen uns vor einem großen politischen Denker unserer Zeit: Elmar Altvater.”
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