Lateinamerika in Aufruhr – Chile erwacht, Rollback in Bolivien? Diskussionsrunde im LAF Berlin
Musterknabe Chile, das Beispiel dafür, dass die freie Marktwirtschaft („Neoliberalismus“) erfolgreich sein kann. Großes Vorbild für den brasilianischen Wirtschaftsminister Guedes, der während der Diktatur Pinochets von den Chicago Boys sein Handwerk lernte. Und nun das.
So überraschend der Volksaufstand kam, so mehr drängen sich Fragen auf wie:
- Was sind die Hintergründe für die unglaubliche Wut, die zu den landesweiten Massenprotesten führten? Was war auslösend, was heizte die Stimmung an? Rolle der Medien?
- Wie ist das ungemein brutale Vorgehen der Polizei zu erklären? Wem nützt Vandalismus?
- Welche Forderungen erhebt die Protestbewegung – wie (re)agiert Piñera?
- Kongress, Parteien, Gewerkschaften, Kirche – welche Bedeutung haben sie im Konflikt?
- Welche Auswirkungen haben die Proteste auf die Wirtschaft? Dimension des Konflikts.
Welche künftigen Szenarien sind denkbar?
- Piñera tritt zurück, die Militärs übernehmen die Macht (vgl. Rede eines Tenente Coronel), um die Ordnung wieder herzustellen. Wie realistisch ist das?
- Piñera und Parteien einigen sich auf ein Plebiszit (April 2020) und abhängig von dessen Ausgang Einrichtung einer Verfassungsgebenden Versammlung. Wird das Chile befrieden? Schafft Chile gar die Abkehr vom Neoliberalismus? Antworten sucht mit uns Hugo Calderón.
Während Chile „aufwachte“, um mehr Gerechtigkeit zu erstreiten, scheinen in Bolivien gerade die Uhren zurückgedreht zu werden. Wen repräsentieren die „Interimspräsidentin“ Áñéz und der rechtsklerikale Populist Camacho, auch als Bolsonaro Boliviens bekannt? Wer wird sich innerhalb der Oppositionsbewegung gegen Morales durchsetzen? Kehren die alten Eliten an die Macht zurück? Wird es mehr oder weniger Demokratie in Bolivien geben? Steht Bolivien eine Rückkehr zur politischen Instabilität bevor?
Kurz werden wir auch andere lateinamerikanische Länder streifen: Ecuador, Brasilien, Argentinien, Haiti …
Eintritt frei. Einlass zwischen 18 Uhr 30 und 19 Uhr.
Beitragsfoto: Werner Würtele, Santiago de Chile Alameda