2017 – Internationales Jahr des Nachhaltigen Tourismus für Entwicklung. Ein Beitrag von Juliane Pohl

    Tourismus ist einer der am schnellsten wachsenden Industriezweige und besonders in Entwicklungs- und Schwellenländern stellt er eine wichtige Devisenquelle dar. Tourismus – der Alleskönner. Jobs, die direkt oder indirekt mit dem Tourismus verbunden sind, sollen den Ländern zu einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung verhelfen. Für 2017 wird ein weiterer Anstieg von 3 bis 4% im […]

 

Granada – Nicaragua

 

Tourismus ist einer der am schnellsten wachsenden Industriezweige und besonders in Entwicklungs- und Schwellenländern stellt er eine wichtige Devisenquelle dar. Tourismus – der Alleskönner. Jobs, die direkt oder indirekt mit dem Tourismus verbunden sind, sollen den Ländern zu einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung verhelfen. Für 2017 wird ein weiterer Anstieg von 3 bis 4% im globalen Tourismus erwartet. Besonders Zentralamerika hat ein bemerkenswertes Wachstum im Tourismus zu verzeichnen; allein von 2015 zu 2016 um fast 6%.

Neben den Chancen birgt der Tourismus jedoch auch Risiken, ja Gefahren, und wird häufig als im Gegensatz zu den Interessen der lokalen Bevölkerung gesehen. Begonnen bei menschenrechtswidrigen Umständen, die beim Bau von Hotelanlagen in Kauf genommen werden über prekäre Arbeitsverhältnisse und Ausbeutung in der Tourismusbranche bis hin zur „Gentrifizierung“ der touristischen Gebiete (sprich der allgemeinen Verteuerung der Wohn- und Lebenshaltungskosten für die Lokalbevölkerung) und vor allem oft gewaltiger ökologischer Belastungen gibt es eine Reihe Probleme, die mit verschiedenen Formen des Tourismus einhergehen.

Separación en Costa Rica

Das UN-Jahr 2017 widmet sich daher dem nachhaltigen Tourismus und will diesen Ansatz stärken. Als Chancen werden neben dem wirtschaftlichen Wachstum, so es denn sozial und ökologisch nachhaltig ist, auch die Völkerverständigung und der kulturelle Austausch genannt. Doch oft besteht bei dem inflationär gebrauchten Begriff „Nachhaltigkeit“ zurecht der Verdacht, dass es sich lediglich um Marketing handelt. Man sollte genau hinschauen. Auch ein Ökotourismus ist zu hinterfragen, da sich Fernreisen ökologisch gesehen nie rechtfertigen lassen.

Cuidados populares

Nachhaltiger Tourismus kann unter verschiedenen Namen firmieren: als armutsbekämpfender Tourismus, Pro-Poor Tourism (PPT) oder auch der Sustainable Tourism – Eliminating Poverty (ST-EP), der als Ansatz von der UNWTO im Zuge der Millenniums Ziele zur Bekämpfung extremer Armut und Hunger ins Leben entwickelt wurde. Statt der Hoffnung auf einen Trickle-Down-Effekt, von dem die breite Bevölkerung nur langsam oder gar nicht profitiert, wird im nachhaltigen Tourismus auf das Bottom-Up Prinzip gesetzt. Hier entscheidet die lokale Bevölkerung von Beginn an mit.

Doch wie kann man als Tourist/in erkennen, welche Angebote tatsächlich nachhaltig sind? Woran äußert sich in touristischen Gegenden, ob sich die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung durch den Tourismus positiv verändert hat? Inwiefern profitiert die Bevölkerung von der Anwesenheit der Touristen? Wie kann/sollte man sich als individueller Tourist in den Reiseländern verhalten?

Über „nachhaltigen Tourismus in Lateinamerika“ möchten wir gerne mit Ihnen diskutieren:

Galapagos de los animales

Veranstaltung am 20. Juli 2017, 19 Uhr, LAF Berlin Bismarckstr. 101

Beitrag von Juliane Pohl, ehrenamtliche Mitarbeiterin des LAF Berlin e.V.

Fotos: Werner Würtele