Internationale Menschenrechtsarbeit wirkt!

Internationale Menschenrechtsarbeit wirkt! In Zeiten des global wachsenden Einflusses rechtsradikaler Kräfte unterliegen die vor mehr als 70 Jahren aus der Taufe gehobenen Menschenrechte einem Erosionsprozess wie selten zuvor. Vor allem in Lateinamerika. In Mexiko, das im Fokus dieser Veranstaltung stand, hoffte man, dass der neue Präsident López Obrador den Menschenrechtsverbrechen ein Ende setzen würde. Doch […]

Internationale Menschenrechtsarbeit wirkt!
In Zeiten des global wachsenden Einflusses rechtsradikaler Kräfte unterliegen die vor mehr als 70 Jahren aus der Taufe gehobenen Menschenrechte einem Erosionsprozess wie selten zuvor. Vor allem in Lateinamerika. In Mexiko, das im Fokus dieser Veranstaltung stand, hoffte man, dass der neue Präsident López Obrador den Menschenrechtsverbrechen ein Ende setzen würde. Doch trotz Bemühungen stiegen die Mordraten in seinen ersten Monaten sogar noch an. Besonders besorgniserregend ist die Situation in Brasilien, wo Umwelt- und Menschenrechtsaktivist*innen nachgerade zu Zielscheiben der ökonomisch Herrschenden, von Anhängern des Bolsonaro-Lagers wurden.

v.re A. Fingscheidt, R. Zimmering und K. Hausotter (am Pult)

Über ihre Erfahrungen mit der internationalen Menschenrechtsarbeit berichteten die drei Referent*innen Univ.-Prof. habil. Raina Zimmering, langjährige Mitarbeiterin der Comisión Civil Internacional por los Derechos Humanos en México (CCIODH), Carola Hausotter von der Deutschen Menschenrechtskoordination Mexiko und Annette Fingscheidt, Referentin für Advocacy PBI Deutschland (Peace Brigades International). Sie schilderten, mit welchen Problemen sie  konfrontiert sind und wie wichtig der Schutz der gefährdeten nationalen Menschenrechtsaktivist*innen durch internationale Beobachter sein kann. Sie berichteten von Erfolgen etwa, wenn langjährig unschuldig Inhaftierte frei kamen, und wie die Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen funktioniert.

In die Veranstaltung führte Univ.-Prof. habil. Raina Zimmering ein. Im Gegensatz zu früher sind nicht mehr nur internationale Organisationen, nationale Regierungen und Parlamente involviert, sondern zunehmend auch zivilgesellschaftliche Organisationen. Im Folgenden ging sie auf die prekäre Menschenrechtslage in Mexiko ein und stellte ihre Arbeit mit CCIODH vor, die die mexikanische Rebellengruppe Zapatistas auf deren Anfrage in ihren autonomen Gemeinden besuchte und zahlreiche Menschenrechtsverletzungen dokumentieren konnte.

v.li. Raina Zimmering und Annette Fingscheidt

Anschließend brachte Carola Hausotter den Besucher*innen die Arbeit der Deutschen Menschenrechtskoordination Mexiko, einem Zusammenschluss von 15 namhaften NGOs,  näher. Sie zeigte dabei auf, wie die  verschiedenen Organisationen zusammenwirken und illustrierte die Arbeit der Koordination anschaulich an Beispielen wie dem Sicherheitsgesetz in Mexiko, den zu Unrecht inhaftierten Lehrern Damian Gallardo und Enrique Guerrero (beide befinden sich mittlerweile wieder in Freiheit) und den 43 verschwundenen Student*innen von Ayotzinapa. Damian Gallardo wird im Juni nach Deutschland reisen und zusammen mit der Deutschen Menschenrechtskoordination seine hart erkämpfte Freilassung feiern. (Näheres dazu auf der Website der Menschenrechtskoordination).

Annette Fingscheidt stellte die „transnationale“ Menschenrechtsorganisation Peace Brigades International PBI vor, die auch in Mexiko aktiv ist.  Sie betonte den Grundsatz des „gewaltfreien Widerstands“ nach Ghandi, nach dem die Organisation handelt. Im Zuge dieses Ansatzes wird PBI nur auf Anfrage tätig und begleitet lediglich nicht bewaffnete Akteur*innen und gewaltfreien Widerstand, da dieser abschreckend auf die Nutzung von Gewalt wirken kann. Außerdem verhält sich PBI komplett neutral, was sich oft als recht schwierig erweist. Die Art der Unterstützung ist sehr divers und reicht bis zu Schutzbegleitungen rund um die Uhr. Auch die Probleme und Konflikte, mit denen sich Mitarbeiter*innen von PBI konfrontiert sehen, gestalten sich vielfältig. Die jeweiligen Regierungen müssen den Aufenthalt von PBI akzeptieren.
Später als erwartet neigte sich der Abend nach einer Fragerunde und einigen kleinen Diskussionen dann dem Ende zu, wobei auch nach der Veranstaltung noch viele Besucher*innen die Möglichkeit zum persönlichen Austausch mit den Referent*innen nutzten, was das große Interesse am Thema zeigt und das gesamte Team des LAF natürlich besonders gefreut hat.
Wir haben erfahren, dass und wie internationale Präsenz in Konflikten für lokale Aktivist*innen lebensrettend sein kann.
Vielen Dank an die Referent*innen für den spannenden Abend und an die Besucher*innen für ihr Interesse!

„Nachtrag“ von Katharina Treubrodt und Werner Würtele (LAF Berlin)

Zur LAF-Veranstaltung in Kooperation mit PBI Deutschland:  „Wie kann internationale zivile Friedens- und Menschenrechtsarbeit zur Eindämmung von Konflikten beitragen und den Betroffenen helfen? Diskussion mit zivilen Menschenrechtsarbeiter*innen am Beispiel Mexikos“, im Lateinamerika Forum am 16.05.2019

Foto: Canva